In Deutschland wird zu wenig Nachsorge nach einem Herzinfarkt betrieben

Von Cornelia Scherpe
2. September 2013

Immer mehr Menschen überleben einen Herzinfarkt. Vor 30 Jahren war das Sterberisiko in Deutschland noch 60 Prozent höher als heute und das ist eine gute Nachricht. Die moderne Medizin kann schnell handeln, sodass schwere Behinderungen seltener sind und die allgemeine Lebenserwartung nach einem Herzinfarkt gut ist.

Doch die Tatsache, dass die Erstversorgung besser wird, bedeutet keinesfalls, dass der Patient nicht eine engmaschige Nachsorge benötigt. Immerhin wurde der Herzmuskel beschädigt und besitzt nun minderwertiges Narbengewebe. Es gilt daher, den gesundheitlichen Verlauf des Herzens zu kontrollieren, damit bei einer weiteren Verschlechterung erneut sofort gehandelt werden kann.

Doch ausgerechnet die Nachsorge wird in Deutschland offenbar nicht erst genommen. Unmittelbar nach dem Infarkt ist die Kontrolle zwar noch sehr gut, doch dann nimmt sie rasant ab. Bereits ein Jahr nach dem Zwischenfall nehmen beispielsweise nur noch 20 Prozent der Patienten die vom Arzt empfohlenen Medikamente.

Die übrigen 80 Prozent fühlen sich gut und verdrängen die dennoch vorhandene Gefahr. Diese Nachlässigkeit führt einer aktuellen Studie zur Folge dazu, dass in Deutschland zwar die Sterblichkeit nach dem Herzinfarkt gesunken ist, andere EU-Staaten aber noch bessere Prozentsätze erreichen. Man denkt daher aktuell darüber nach, die Konzepte zur medikamentösen Therapie zu verbessern und verstärkt nicht-medikamentöse Verfahren einzusetzen.

Doch nicht nur bei der sogenannten Sekundärprävention nach dem Infarkt, sondern auch bei der Primärprävention gesunder Menschen gibt es in Deutschland Defizite. So nehmen viele Versicherte die Checkups ab 35 Jahren nicht wahr. Man registriert Jahr für Jahr eine Beteiligung von unter 50 Prozent, obwohl die Angebote der Krankenkassen vollkommen kostenfrei sind und daher die finanzielle Situation der Versicherten keine Rolle spielen kann.