Influenza mit Folgen: Die Grippe hinterlässt vorübergehend auch Schäden im Gehirn

Die Grippeviren gelangen auch ins Gehirn und können temporär zu kognitiven Störungen führen

Von Cornelia Scherpe
14. März 2018

Influenza-A-Viren führen beim Menschen zu einer schweren Grippe, samt Fieber und teils stationären Aufenthalten. Doch auch nach dem Abklingen der typischen Grippe-Beschwerden zeigen vor allem ältere Menschen noch häufig mehrere Wochen kognitive Störungen. Diese Beobachtung aus dem Klinikalltag ließ Ärzte bereits seit einiger Zeit vermuten, dass die Grippeviren sich nicht nur auf die Atemwege legen, sondern auch den Weg ins Gehirn antreten. Ältere Studien haben bereits gezeigt, dass die Zahl an Demenz-Diagnosen, Depressionen und Psychosen nach einer Grippewelle zunimmt.

Deutliche Auswirkungen auf das Gehirn

Um mehr Licht in die Sache zu bringen, hat ein Team der Technischen Universität Braunschweig mit Mäusen experimentiert. Die Tiere wurden mit bekannten Stämmen der Influenza-A-Viren infiziert und gepflegt. Obwohl die Tiere ihre Grippe körperlich gut überstanden, zeigte sich im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne Grippe ein auffallendes Verhalten. In einem Test, in dem die Tiere eine zuvor bekannte Plattform wiederfinden mussten, schnitten die ehemalige Grippe-Infizierten deutlich schlechter ab. Sie hatten offenbar nun Probleme beim räumlichen Orientieren und lernen.

Ein Blick in die Körper zeigte, dass auch rund 30 Tage nach überstandener Infektion die Dornfortsätze in vielen Nervenzellen zurückgegangen waren. Betroffen waren die Neuronen, die eine ähnliche Funktion wie Synapsen haben und damit andere Nervenzellen untereinander verknüpfen. Ein Rückgang bedeutet also eine schlechtere Vernetzung im Gehirn.

Gehirn erholt sich wieder vollständig

Die gute Nachricht: Der Zustand ist nicht dauerhaft. Bei den Mäusen mit überstandener Grippe kehrte das Gehirn in seinen alten Zustand zurück, nachdem die Grippe im Schnitt 120 Tage überstanden war. Das zeigt jedoch auch deutlich, dass trotz nicht mehr sicht- und spürbarer Symptome ein Mensch weiterhin von den Grippeerregern beeinflusst sein kann - nämlich im Gehirn.