Insulin wirkt auf unser Belohnungssystem ein

Eine neue Studie zeigt, dass sich Insulin direkt auf die im Gehirn vorhandene Menge Dopamin auswirkt

Von Cornelia Scherpe
3. November 2015

Das Hormon Insulin kennen die meisten aus dem Zusammenhang mit Diabetes. Es handelt sich um einen Botenstoff, der für das Gleichgewicht des Blutzuckerspiegels notwendig ist.

Insulin ist lebenswichtig, denn es sorgt dafür, dass die (Zucker-)Energie aus dem Blut gewonnen wird und zu den Zellen gelangt. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass Insulin aber offenbar noch eine ganz andere Funktion hat: Das Hormon beeinflusst das Belohnungssystem im Gehirn.

Insulin triggert die Herstellung von Dopamin

Bisher stand beim Thema Belohnungssystem ein anderes Hormon im Zentrum der Aufmerksamkeit: Dopamin. Dieser Botenstoff wird bei verschiedenen Reizen ausgeschüttet und stimuliert das Belohnungssystem. Die aktuelle Untersuchung streitet das nicht ab, stellt aber einen neuen Fakt in den Raum.

Demnach kommt auch Insulin im Belohnungssystem vor und wirkt offenbar direkt auf die Menge an Dopamin ein. Die Beobachtung zeigt, je mehr Insulin vorhanden ist, desto mehr Dopamin ist da.

Das Insulin triggert also die Herstellung von Dopamin und hat daher einen indirekten Einfluss auf das menschliche Verhalten. Wer nach Belohnung und Befriedigung strebt, der kann das durch Insulin erreichen. Da Insulin durch Essen ausgeschüttet wird, kann man daher sprichwörtlich sagen, dass Essen glücklich macht.

Studie untersuchte Nagetiere

Die Erkenntnis stammt aus dem Versuch mit Labortieren. Die Nagetiere wurden untersucht, nachdem sie Nahrung zu sich genommen hatten.

Durch das Futter stieg wie zu erwarten der Insulinspiegel im Blut. Parallel zu diesem Anstieg wurde zwischen 20 und 55 Prozent mehr Dopamin im Gehirn freigesetzt.

Effekt variiert in Abhängigkeit vom Lebensstil

Ein weiterer Test zeigte, wie unterschiedlich der Effekt ja nach Lebensstil ausfällt. Nagetiere, die bewusst kalorienarm gehalten wurden, zeigten bei einmaliger Fütterung reicher Kost einen sehr hohen Anstieg an Insulin und Dopamin.

Umgekehrt fiel der Effekt bei Tieren, die ohnehin täglich mehr Kalorien bekamen, schwächer aus. Tiere, die man sehr kalorienreich fütterte, zeigten den Effekt gar nicht mehr.

Die Studie legt nahe, dass auch die Menschen beim Essen oft unbewusst nach einem Dopamin-Kick suchen. Wer sich am Wochenende ein besonderes Essen gönnt, macht sich damit aber glücklicher als jemand, der täglich über die Stränge schlägt.