Belohnung und Abneigung liegen im Gehirn dicht beieinander

Forscher wollen effektivere Therapien entwickeln, die auf Belohnungs- und Aversions-Reaktionen basieren

Von Ingo Krüger
4. September 2015

Manche Medikamente gegen Sucht und Depressionen helfen einigen Patienten, anderen aber überhaupt nicht. Der Grund dafür liegt darin, dass im Gehirn Belohnungs- und Abneigungsempfindungen durch ähnliche Funktionen gesteuert werden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von US-Forschern der Washington University in St. Louis.

Null-Effekt medikamentöser Behandlungen

Sie fanden bei Versuchen mit Mäusen heraus, dass die beiden Gehirnbahnen so nah beieinander liegen, dass sie ungewollt zur gleichen Zeit aktiviert werden können. Daher kann eine medikamentöse Behandlung gegen Sucht und Depression gleichzeitig Belohnung und Abwehrreaktionen stimulieren, was bei einigen Patienten einen Null-Effekt zur Folge hat.

Der Suchteffekt von Drogen

Die Wissenschaftler untersuchten die Neuronen, die Kappa-Opioid-Rezeptoren aktivieren, die an jeder Art von Sucht beteiligt sind:

Es ist möglich, dass die enge Verknüpfung zwischen Genuss und unangenehmen Gefühlen auch mit den berüchtigten Suchteffekten von Drogen zu tun hat. Dabei entsteht vorübergehend ein Belohnungsgefühl im Gehirn, das, sobald es nachlässt, ein belastendes Drängen nach mehr Drogen hervorruft.

Effektivere Therapien in Aussicht

Nach Ansicht der Forscher können ihre Untersuchungsergebnisse das Verständnis erhöhen, wie diese Rezeptoren funktionieren. Dadurch sei man in der Lage, effektivere Therapien zu entwickeln, die auf Belohnungs- und Aversions-Reaktionen basieren - etwa bei Sucht oder Depression.