Intensives Krafttraining verringert die Masse der Ausdauermuskeln
Wer Kraftmuskeln aufbaut, sorgt gleichzeitig für einen Abbau der Ausdauermuskeln - und umgekehrt
Es gibt viele Sportarten, die sich größtenteils in eine von zwei Kategorien einteilen lassen: Ausdauertraining und Kraftsport. Manche Aktivitäten, wie das Rudern, verbinden auch beides. Wer allerdings den Schwerpunkt zu stark auf den Kraftaspekt legt, baut dabei zwar manche Muskeln gezielt auf, doch andere Muskeln, die für die Ausdauer zuständig sind, werden dabei kleiner. Zu dieser spannenden Erkenntnis gelang eine aktuelle Studie.
Es gibt in der menschlichen Muskulatur zwei grundverschiedene Fasertypen. Die einen sind schnell kontrahierend und legen bei der Förderung schnell an Volumen zu. Sie sind die Kraftmuskeln, die auf den Anspruch beim Training sofort reagieren. Die anderen Fasern sind langsam kontrahierend und werden beim Ausdauersport kontinuierlich aufgebaut.
Botenstoff bestimmt, welche Muskelfasern aufgebaut werden
In einer Studie mit Mäusen konnten Forscher am Biozentrum der Universität Basel feststellen, dass ein Botenstoff aus der Gruppe der Myokine zentral dafür ist, welche Muskelfasern gebildet werden. Der Stoff wird BDNF (brain-derived neurotrophic factor) genannt und entsteht in der Muskulatur selbst. Er wirkt aber nicht nur auf das Wachstum der Fasern ein, sondern beeinflusst die neuromuskulären Synapsen. Dies sind die Verbindungspunkte zwischen Nervenzellen und Muskelfasern. Wird BDNF beim Kraftsport ausgeschüttet, erhält der Muskel die Anweisung, besonders viel Kraftmuskulatur zu bilden.
Doch es geht noch weiter. Im Mausversuch konnten die Wissenschaftler zeigen, dass bei starkem Krafttraining die neuromuskulären Synapsen den Befehl geben, die Ausdauermuskulatur in Kraftmuskulatur umzuwandeln. BDNF hat demnach einen großen Einfluss auf die aktuell vom Körper benötigte Muskelfaserform. Es wird nicht nur eine Faserart gezielt aufgebaut, sondern die andere bei Bedarf verringert.
Dieser Zusammenhang ist vor allem für Hochleistungssportler interessant. Die Erkenntnisse dürften aber auch für Krankheiten mit Muskelschwund therapeutisch wichtig werden.