Irrtum zum Wachkoma entdeckt - Betroffene nehmen ihr Umwelt stärker als gedacht wahr

Von Cornelia Scherpe
16. Januar 2012

Bisher ging man davon aus, dass ein Mensch im Wachkoma nur sehr eingeschränkt die Vorgänge in seiner Umwelt wahrnimmt. Dies scheint nach neusten Erkenntnissen ein Irrtum zu sein. Neue bildgebende Verfahren ermöglichen es, dass man die Aktivitäten im Gehirn der Patienten besser verfolgen kann und demnach ist die bisherige Fehlerquote bei der allgemeinen Diagnose recht hoch. Dies ist insofern bedenklich, da es allein in Deutschland gut 5.000 Menschen gibt, die derzeit im Wachkoma liegen. Bisher war es sehr schwer, diesen Zustand genau vom vollständigem Koma abzugrenzen. Es fehlten eindeutige Bewusstseinsskalen, auf denen man die Patienten einordnen konnte.

Wie hoch die Fehlerquote bei einer Diagnose ist, wird nun klar. Die wahre Reaktionsfähigkeit wird dank MRT und EEG inzwischen klar. Wachkoma-Patienten können ihre Umwelt um 40 Prozent besser wahrnehmen, als man bisher dachte. Sie verarbeiten Reize und können mit Hilfsmitteln auch Ja-Nein-Fragen beantworten. In der Untersuchung mit dem EGG zeigt jeder fünfte der Wachkoma-Patienten eine sehr deutliche Reaktion auf Reize. Diese neuen Erkenntnisse müssen dringend in die Behandlung einfließen, so fordern die Wissenschaftler. Außerdem sollten Kliniken viel öfter die neuen bildgebenden Verfahren bei Wachkoma-Patienten anwenden als sie es bisher praktizieren. Dies ist allerdings oft eine Kostenfrage.