Isotretinoin in der Schwangerschaft: Aknemittel führt seltener als gedacht zu Fehlbildungen

In einer Studie fiel das Risiko für Fehlgeburten und Fehlbildungen geringer aus als angenommen

Von Cornelia Scherpe
1. August 2019

In den USA ist es eigentlich verboten, ein Medikament mit dem Wirkstoff Isotretinoin an Aknepatientinnen mit aktuellem Kinderwunsch zu verschreiben. Da das Mittel jedoch sehr wirksam ist, wurde es nicht komplett gestrichen, sondern an Bedingungen geknüpft. Frauen erhalten das Rezept nur mit zwei negativen Schwangerschaftstests und der Versicherung, entweder sexuell inaktiv zu sein oder sicher zu verhüten. Bevor das Rezept eingelöst werden kann, muss zudem in einem Online-Fragebogen gezeigt werden, dass die Gefahren bei einer doch eintretenden Schwangerschaft verstanden wurden. Der Apotheker prüft dann bei Abholung der Medikamente noch einmal die Identität.

Diese strenge Regelung wurde 2006 erlassen, da in Studien der Verdacht entstanden war, Schwangere riskieren durch die Einnahme von Isotretinoin Fehlbildungen bei ihrem Nachwuchs. Dennoch gibt es immer wieder Lücken in der Praxis, weshalb in den letzten Jahren viele Fälle von Schwangerschaften unter Isotretinoin dokumentiert wurden. Im Schnitt sind es 200 pro Jahr. Dies ist zwar noch immer eine Verbesserung, wenn man betrachtet, dass 2006 noch 768 Schwangere das Mittel nahmen, doch das Ziel wäre die Zahl 0.

Risiko vorhanden, aber geringer als erwartet

Forscher konnten die Daten der betreffenden Frauen nun aber nutzen, um das Risiko für Fehlgeburten und Fehlbildungen im realistischen Kontext zu betrachten. Tatsächlich fiel die Gefahr kleiner als erwartet aus. Insgesamt hatten von 6.740 Schwangeren unter Einnahme des Medikaments 1.896 einen Abort. Das entspricht 28,1 Prozent. Allerdings wurden viele davon willentlich durch Ärzte eingeleitet. Ungewollte Fehlgeburten machten hingegen nur 10,9 Prozent aus.

Die Zahl der Kinder mit Fehlbildungen war ebenfalls relativ klein und lag schwankend im einstelligen Prozentbereich. Die meisten Fälle gab es im Jahr 2000 noch vor der strengen Regelung und damals waren 34 Kinder betroffen.

Die Zahlen bedeuten natürlich nicht, dass der Wirkstoff harmlos in der Schwangerschaft ist, betonen die Forscher. Ihre Ergebnisse zeigen lediglich, dass die Gefahr kleiner als gedacht ausfällt. Dennoch sollten Frauen im gebärfähigen Alter gut aufgeklärt werden, dass sie bestehende Akne nicht mit Isotretinoin behandeln sollten, sobald ein Kinderwunsch im Raum steht.