Jenseits der Jubelbilder: Fast 100 sexuelle Übergriffe am Tahrir Platz in Kairo

Von Nicole Freialdenhoven
8. Juli 2013

In den Medien weltweit sind die Bilder jubelnder Menschenmassen auf dem Tahrir Platz in Kairo präsent: Ganz Ägypten scheint den Sturz von Präsident Mursi und seiner Muslimbrüderschaft zu bejubeln. Was die Fernsehzuschauer nicht ahnen: Inmitten der jubelnden Menschenmassen kam es wie bereits im Vorjahr wieder zu zahlreichen sexuellen Übergriffen gegen Frauen Im Gedränge fühlen sich die Angreifer sicher und die Polizei sieht lieber weg.

Menschenrechtsorganisationen zufolge kam es seit dem erneuten Aufflammen der Proteste am Tahrir Platz zwischen dem 30.Juni und 3.Juli zu fast hundert sexuellen Übergriffen auf Frauen - die Dunkelziffer dürfte noch weit höher liegen. Vor allem die Mohamed Mahmoud-Straße gilt als gefährliches Pflaster. Eine Gruppe junger Männer versucht eine einzelne Frau von ihren Freunden abzudrängen und wird handgreiflich. Oft wird das Opfer dann an einen anderen Ort gebracht und missbraucht.

Gegen diese Übergriffe formiert sich immer mehr Widerstand: Gruppen wie die "Tahrir Bodyguards" und die "Op Anti-Sexual Harrassment" greifen aktiv ein, wenn sie Gewalt gegen Frauen bemerken und tragen Notfallausrüstungen bei sich. Zudem werden Frauen per Social Media über gefährliche Ecken informiert und können Notfallrufnummern anrufen. In Ägypten werden jedes Jahr zahllose Frauen Opfer sexueller Gewalt - nur Afghanistan ist für Frauen ein noch gefährlicherer Ort.