Kein Altruismus in Kriegszeiten - Konflikte schweißen Menschen nicht zusammen

Von Ingo Krüger
20. August 2014

Menschen halten in Krisen- und Kriegszeiten zusammen und helfen sich gegenseitig: Diese Vorstellung hält sich schon seit langem. Doch die altruistische Haltung, uneigennützig, selbstlos und rücksichtsvoll zu handeln, ist nach Meinung von britischen Wissenschaftlern in Konfliktsituationen nicht anders als sonst.

Nordirland - Menschen mit jahrzehnterlanger Kriegserfahrung

Als Ort ihrer Untersuchung wählten sie Nordirland. Dort tobte jahrzehntelang ein blutiger Bürgerkrieg zwischen Katholiken und Protestanten um die Zugehörigkeit der Region zu Irland oder dem Vereinigten Königreich. Rund 3.500 Menschen starben infolge der Gewalt, ungefähr die Hälfte davon waren Zivilisten.

Bis heute sind die politischen und sozialen Einstellungen vieler Menschen immer noch durch den Konflikt geprägt.

Studienergebnisse

Für ihre Studie gaben die Forscher Testpersonen Geld, das diese an wohltätige Organisationen spenden konnten. Wenn sie dies taten, bevorzugten sie Institutionen, die der eigenen Konfession zugehörig waren. Allerdings verhielten sich Leute, die Gewalt erlebt haben, nicht anders als diejenigen ohne Gewalterfahrung.

Auch bei absichtlich verlorenen Briefen an fiktive Hilfsorganisationen zeigte sich bei den Menschen mit größeren Gewalterfahrungen kein stärkerer Altruismus. Die Wissenschaftler gehen daher davon aus, dass Gewalt die Menschen zwar weniger hilfsbereit gegenüber anderen Gruppen mache, andererseits aber auch das Verhalten innerhalb der eigenen Gruppe nicht positiv beeinflusse.