Kinder haben immer öfter langlebige Chemikalien im Blut

Vor allem in Kleidung stecken Chemikalien, deren Langzeitschäden noch nicht absehbar sind

Von Cornelia Scherpe
7. Oktober 2020

Es sind bedenkliche Ergebnisse, die in einer Studie zur Kindergesundheit nun veröffentlicht wurden. Demnach ist das Blut von Kindern und auch Jugendlichen immer stärker mit Chemikalien belastet. Teilweise werden die festgesetzten Grenzwerte der Unbedenklichkeit überschritten.

Chemikalien in Kleidung und Küchenartikeln

Die Forscher suchten nach insgesamt 4.700 Chemikalien. Am häufigsten trafen sie in den Proben auf Perfluoroktansäure (PFOA) und Perfluoroktansulfonsäure (PFOS). Beide Stoffgruppen sind aus dem Alltag nicht wegzudenken und daher immer wieder mit dem Menschen in Kontakt. Sie befinden sich auf Kleidung wie Outdoorjacken, werden zur Beschichtung in Pfannen aber auch Kaffeebechern verwendet und sind inzwischen im Trinkwasser sowie in Nahrungsmitteln nachweisbar. Da sie auch in die Muttermilch übergehen, haben die meisten Kinder bereits vor ihrer Geburt den ersten Kontakt zu den Chemikalien.

Die in der Studie untersuchten Jungen und Mädchen waren zwischen drei und 17 Jahren alt. Bei der Mehrheit fanden sich die Chemikalien in gewisser Menge. Ganze 21 Prozent der Kinder hatten eine PFOA-Konzentration im Blut, die jenseits des Schwellenwertes lag. Für PFOS war die Grenze immerhin in sieben Prozent der Fälle überschritten. Das bedeutet, dass viele Kinder mit Chemikalien im Organismus belastet sind.

Schäden unklar, Verbot aussichtslos

Die Langzeitschäden sind nicht absehbar. Bislang weiß man nur aus Untersuchungen, dass PFOA und PFOS die Neigung zu Infektionen erhöhen können und ungünstig auf die Cholesterinwerte wirken. Außerdem haben belastete Mütter häufiger Schwangerschaften, die mit einem verringerten Geburtsgewicht der Kinder enden. Auch die Wirkung von Impfungen könnte vermindert sein.

Kritik an den beiden Stoffgruppen wird im Übrigen schon länger geübt. Die EU versucht bereits, den breiten Einsatz von PFOA und PFOS verbieten zu lassen. Doch bislang werden die Chemikalien in derart vielen Produkten angewandt, dass ein Vermeiden nahezu unmöglich ist.