Kinder lernen Sprache durch kreatives Kombinieren

Von Ingrid Neufeld
4. April 2013

Sprechen lernen durch Wiederholung des Gehörten. Diese alte Weisheit soll falsch sein, meint der Linguist Charles Yang von der University of Pennsylvania in Philadelphia. Denn er ist der Meinung, Kinder variieren kreativ was sie gehört haben.

Dazu beobachtete der Forscher wie die Sprachanfänger Artikel und Substantive kombinieren. Er schaute sich neun Datensammlungen von Kleinstkindern an und dazu den Textkorpus "Brown Corpus" mit 500 Texten von Sprachwissenschaftlern. Dabei stellte er eine häufigere Verwendung systematischer Grammatik bei Zweijährigen fest.

Bei einem nächsten Modell ging es um 1,1 Millionen Gesprächsfetzen von Erwachsenen mit ihren Kindern. Die Kinder nutzten jedoch vielfältige Wortkombinationen. Daraus schlussfolgerte der Forscher, dass die Kinder vieles aus dem Gedächtnis lernen, wenn dieses auch nicht die Grammatik ersetzt. Kleinkinder lernen Sprache somit nicht durch Abschauen.

Primaten dagegen lernen so die Zeichensprache. Dafür analysierte er ein Schimpansenvideo, in dem ein Affe die Gebärdensprache lernte. Da der Schimpanse weniger Kombinationen verwendete als möglich gewesen wären, sieht Charles Yang sich in seiner Annahme bestätigt, dass Primaten nachahmen, Kinder jedoch nicht.