Kinder zum Sagen der Wahrheit animieren: Märchen als Mittel der Charakterbildung

Von Cornelia Scherpe
1. Juli 2014

Jeder Mensch lügt von Zeit zu Zeit. Dabei gibt es verschiedene Formen des Lügens; von der eher harmlosen Notlüge, über Lügen aus Freundlichkeit, bis zur intriganten Lügerei. Eltern sind natürlich bei der Erziehung ihrer Kinder darum bemüht, den Mädchen und Jungen die Ehrlichkeit als die bessere Option beizubringen.

Eine gute Methode zur Vermittlung der Botschaft ist das Erzählen von Märchen. Diese Tradition hat leider mehr und mehr an Bedeutung verloren, doch sie eignet sich ideal zur Charakterbildung.

Kinder haben eine lebhafte Fantasie und erleben das Erzählte im Kopf mit

Durch gezieltes Erzählen mit passender Betonung können die Eltern Spannung erschaffen und die Aufmerksamkeit des Kindes bannen. Gerade die Jüngsten haben noch eine sehr lebhafte Fantasie und erleben das Erzählte im Kopf mit. So kann man mit der richtigen Geschichte das Kind zum Sagen der Wahrheit animieren. Dafür eignen sich einer aktuellen Studie zufolge besonders Märchen mit einem positiven Ausgang.

Dazu führten Forscher einen Versuch mit 268 Kindern durch. Alle waren drei bis maximal sieben Jahre alt und bekamen verschiedene Märchen erzählt. Nach einem Märchen wurde ihre Ehrlichkeit durch spielerische Tests geprüft. Dabei sollten die Kind ein Fahrzeug allein durch das Geräusch erkennen.

Der Tester versteckte es dabei an einem Ort, den das Kind aber sehen konnte. Dann verließ der Tester unter Vorwand das Zimmer, sodass das Kind sich unbeobachtet fühlte. Das animierte natürlich zum Betrügen und nachsehen. Kam der Tester wieder ins Zimmer, wurde das Kind gefragt, ob es nachgeschaut hatte.

Belohnungen in Märchen funktionieren besser als Bestrafungen

Die zuvor erzählte Geschichte von "Pinocchio" hatte die Kinder nicht abgeschreckt und sie verneinten, auch wenn Sie nachgeschaut hatten. Ebenso verhielt es sich bei "Der Hirtenjunge und der Wolf". Die Fabel "Die Schildkröte und der Hasen" hatte nichts mit dem Lügen zu tun und diente zur Kontrolle. Auch hier war das Nachschauen oft zu verlockend.

Anders verhielt es sich bei "George Washington and the Cherrytree". In der Geschichte wird nicht das Lügen bestraft, sondern die Ehrlichkeit belohnt und das beeinflusst die Kinder. Nach dieser Geschichte waren die Kinder 3-Fach so ehrlich.