Kindesmissbrauch in Europa: Nicht immer ist Pädophilie die Ursache

Von Nicole Freialdenhoven
21. Oktober 2013

Wenn von Kindesmissbrauch die Rede ist, denken die meisten Menschen zunächst an Pädophile als Täter, das heißt, an Männer, die von Kindern sexuell erregt werden und sich an ihnen vergreifen.

Tatsächlich trifft dies jedoch höchstens auf die Hälfte der verurteilten Kinderschänder zu. Bei vielen Tätern ist ein Hang zum Sadismus der Auslöser oder ganz einfach Angst vor erwachsenen Männern und Frauen. Sie sind nicht pädophil veranlagt, sondern wollen lediglich ein Gefühl der Macht über Schwächere ausleben.

Auf der anderen Seite gibt es viele Pädophile, die unter ihrer Veranlagung sehr leiden und freiwillig Sexualtherapeuten aufsuchen um zu verhindern, dass sie ihrer Lust irgendwann nachgeben und sich an einem Kind vergreifen.

Was hinter Pädophilie steckt

Studien ergaben, dass pädophil veranlagte Männer sich schwerer damit tun, ihre Lust zu kontrollieren als Männer, die erwachsene Frauen oder Männer begehren. Warum dies so ist, konnte noch nicht eindeutig geklärt werden, doch Hirnforscher vermuten, dass der Mandelkern, der im Gehirn die Lust steuert, bei diesen Männern nicht vollständig ausgereift ist. So wie mittlerweile akzeptiert wurde, dass Homosexualität angeboren ist und Homosexuelle nicht "umgepolt" werden können, kann auch eine pädophile Veranlagung nicht einfachabgestellt werden.

Worauf Sexualtherapeuten bei Pädophilie setzen

Stattdessen setzen Sexualtherapeuten heute auf eine verstärkte Selbstkontrolle. Männer, die feststellen, dass sie sich durch Kinder sexuell erregt fühlen, sollen ermutigt werden, sich anonym einem Therapeuten anzuvertrauen und lernen, ihre Lust unter Kontrolle zu halten. Von Pädophilie wird gesprochen, wenn Männer Kinder begehren, die noch nicht die Pubertät erreicht haben. Eine Diagnose ist erst ab dem 16. Lebensjahr möglich.