Kindliche Frühförderung nicht unumstritten

Von Katharina Cichosch
20. September 2012

Mit drei Jahren in die Englischklasse, zur frühkindlichen Musikgruppe oder in den Japanischkurs: Immer mehr Eltern, die es sich leisten können, wollen nur das Beste für ihre Kleinen - und richten damit womöglich mehr Schaden an, als ihnen lieb sein kann. Das zumindest befindet Alison Gopnik, Professorin für Psychologie und Philosophie an der renommierten Berkeley University in Kalifornien.

Denn tatsächlich, so die Expertin, sei das frühkindliche Lernvermögen enorm. In einigen Bereichen hält Gopnik Kinder den Erwachsenen sogar überlegen - insbesondere dann, wenn es um unvoreingenommene Wahrnehmung geht. Diese kann dem Lernerfolg tatsächlich zuträglich sein. Trotzdem hält die Entwicklungspsychologin derlei elterliches Über-Engagement für eher nicht förderlich: Kinder, die sich zu früh auf eine Sache konzentrieren müssten, litten hierdurch an Kreativitätsverlust.

Die frühkindliche Aufmerksamkeit beschränke sich eben nicht auf einzelne Aspekte, sondern nehme sehr viele Impulse auf einmal wahr. Wer hier zu früh beschränkend eingreift, der riskiert, die natürliche Entwicklung zu stören. Pünktlich zur Einschulung sei die kindliche Wahrnehmung dann bereit, sich auf einzelnes zu konzentrieren, ohne dabei den Blick fürs große Ganze zu verlieren.