Klänge wie aus einer anderen Welt - Stuttgarter Opernchor verzaubert mit "wunderzaichen"

Von Dörte Rösler
10. März 2014

Musik meets Metaphysik - mit den "wunderzaichen" entführt der Stuttgarter Opernchor seine Zuhörer in eine andere Welt. Für sein erstes großes Musiktheater verschmilzt Komponist Mark Andre alle Farben der menschlichen Stimme, virtuos verwoben mit Klangaufnahmen aus dem Gelobten Land.

Das Thema ist alt und zugleich topaktuell: Toleranz und Verständigung zwischen den Religionen. Eine Schar Reisender wartet am Flughafen auf die Einreise nach Israel. Unter ihnen der Humanist und Philosoph Johannes Reuchlin, den das Stück 500 Jahre durch die Geschichte katapultiert hat - damit er im Heute wegen seiner philosophischen Reflexionen von Grenzbeamten abgewiesen wird. Im Laufe des zwei Stunden währenden Werkes stirbt er an einem Herzinfarkt.

Leichte Kost bietet das Musiktheater also nicht. Wie Komponist, Regie, Bühnenbildner und Chor den Grenzgang zwischen Schauspiel und Oper umsetzen, ist aber hohe Kunst. Untermalt von Klängen aus der Jerusalemer Grabeskirche singt, flüstert und wispert der Chor die alte Geschichte von Tod und Leben, Grenzübergängen und den flüchtigen Stadien der Identität.