Klartext zur Cannabis-Therapie: Wie soll "Gras auf Rezept" funktionieren?

Medizinische THC-Verordnung - Ab 2019 sollen in Deutschland Cannabis-Plantagen gepflegt werden

Von Cornelia Scherpe
15. März 2017

Deutschland hat ein neues Gesundheitsgesetz zum Umgang mit Cannabis verabschiedet. Es wird für Patienten möglich, vom Arzt eine medizinische Verordnung für THC zu bekommen.

THC ist ein Pflanzenwirkstoff, kommt vor allem in der Hanfpflanze vor und wird umgangssprachlich auch "Gras" genannt. Gemeint ist dann nicht der grüne Rasen, sondern eine in Deutschland als Droge geltende Substanz. Tatsächlich gibt es bald das "Gras auf Rezept".

Doch wie genau sehen die Fakten dazu aus?

Die Cannabis-Therapie kommt streng genommen nur für Patienten infrage, die bereits eine Standardtherapie ohne Erfolg durchgeführt haben. Eine klare Definition zur Standardtherapie gibt es im neuen Gesetz aber nicht, weswegen Ärzte nach eigenem Ermessen "das Gras" auch als erste Option verschreiben dürfen. Davon profitieren vor allem

Bislang erhalten laut medizinischen Erhebungen rund 1.000 Patienten hierzulande Cannabis im Zuge einer Ausnahmegenehmigung. Diese Zahl dürfte sich mindestens verfünffachen.

Überwachte Cannabis-Plantagen für erhöhten Bedarf

Um diesen gesteigerten Bedarf zu decken, sollen ab 2019 Cannabis-Plantagen in Deutschland gepflegt werden. Eine staatliche Agentur soll den Anbau und den Vertrieb überwachen. Auf diese Weise will man illegale Verkäufe auf den Drogenmarkt verhindern.

Patienten erhalten wie bei anderen verschreibungspflichtigen Medikamenten ein Rezept vom Arzt, gehen damit zur Apotheke und holen das Cannabis ab. Die Kosten trägt hier wie bei allen roten Rezepten die Krankenkasse. Bei den bisherigen Ausnahmegenehmigung mussten die Patienten privat für Cannabis zahlen, das entfällt und entlastet damit die Betroffenen.

Zur Darreichungsform macht das neue Gesetz keine verbindlichen Angaben. Das bedeutet, dass die Medizin theoretisch auch als Rauch inhaliert werden darf. Für die kontrollierte Wirksamkeit empfehlen die Ärzte allerdings eine Einnahme in Tropfenform oder die Arbeit mit Ölen.

Während die Bundesärztekammer das neue Gesetz begrüßt und damit die positiven Eigenschaften von Cannabis einfacher für Patienten zugänglich machen kann, gibt es nach wie vor viele Kritiker. Diese befürchten eine schrittweise Legalisierung der Droge.