Körperwachstum und Höhenlage: Kinder wachsen in höher gelegenen Regionen langsamer

Sauerstoffgehalt beeinflusst das Wachstum

Von Cornelia Scherpe
19. Januar 2022

Eine internationale Studie hat betrachtet, ob es für das körperliche Wachstum eine Rolle spielt, in welcher Höhe über dem Meeresspiegel ein Kind geboren wird. Offenbar ist dem so und tatsächlich beginnt der Unterschied bereits im Mutterleib.

964.299 Kinder aus insgesamt 59 Ländern wurden in die Studie aufgenommen. Die Geburtstermine lagen zwischen 1992 und 2018 und die Regionen befanden sich zwischen 372 Metern unter bis 5.951 Metern über dem Meeresspiegel.

Bereits bei der Geburt waren Babys aus Gebieten mit niedriger Höhenlage kleiner als Kinder aus hohen Lagen. Der Unterschied blieb auch in den ersten Lebensjahren erhalten. Wachstumsnachteile ließen sich bei manchen Kindern noch mit fünf Jahren nachweisen. Eine unzureichende Ernährung wurde als Grund ausgeschlossen.

Schlechte Sauerstoffversorgung hemmt das Wachstum

Die Forscher gehen davon aus, dass ein geringeres Körperwachstum direkt mit dem sinkenden Sauerstoffgehalt in Höhenlagen zusammenhängt. Dies würde erklären, warum bereits Ungeborene kleiner sind. Ihre Mütter leiden bereits an chronischer Hypoxie (Sauerstoffmangel) und so erhalten die Ungeborenen durch den mütterlichen Kreislauf eine schlechtere Sauerstoffversorgung als jene von Müttern in geringeren Höhenlagen.

Die Forscher fanden zudem eine messbare Grenze, ab der die Wachstumshemmung deutlich zum Vorschein tritt. Solange der Wohnort maximal 500 Meter über dem Meeresspiegel liegt, ist das langsamere Wachstum im Vergleich zu Orten unter dem Meeresspiegel verschwindend gering. Ab den 500 Metern stellt sich ein linearer Abfall der Körpergröße ein. Ab 2.000 Metern über dem Meeresspiegel wurde die Wachstumshemmung besonders stark.

Prinzipiell ist es möglich, dass Menschen sich über viele Generationen hinweg auch genetisch an die besonderen Bedingungen einer Region anpassen. In Tibet beispielsweise fanden Forscher verschiedene Mutationen, die dazu führten, dass ein Körper die schlechtere Sauerstoffversorgung der Gebirgslage ausgleichen kann. Doch dafür mussten vermutliche einige Jahrhunderte vergehen.