Kommt es zu einer Sprachverzögerung durch frühkindlichen Tablet-Gebrauch?

Studie über die negativen Auswirkungen des Spielens mit dem Tablet auf den kindlichen Spracherwerb

Von Cornelia Scherpe
20. Juli 2017

Mobile Geräte wie Smartphones und Tablets finden sich heute in fast jedem Haushalt und viele Elternpaare sehen keinerlei Problem darin, bereits ihre Babys mit den Geräten spielen zu lassen. Daher kommt es immer häufiger vor, dass die Jüngsten damit erste Erfahrung sammeln, noch bevor sie das erste "Mama" über die Lippen bringen. Ob das einen negativen Einfluss auf den Spracherwerb der Kinder hat, wollte eine US-Studie herausfinden und untersuchte dafür 894 Jungen und Mädchen.

Die Kinder waren zwischen sechs und 24 Monaten alt und zunächst befragte man die Eltern zum Tablet-Gebrauch in der Familie. Dabei zeigte sich, dass mit durchschnittlich 18. Lebensmonaten bereits 20 Prozent der Kleinkinder täglich das Tablet vor der Nase hatten. Im Schnitt durften sie jeden Tag 28 Minuten damit spielen.

Je länger die Nutzung, desto höher das Risiko auf Sprachverzögerung

Sprachtests mit den Kindern zeigten, dass der Erwerb eines kindgerechtes Wortschatzes umso langsamer vonstattenging, je länger die individuelle Zeit vor dem Bildschirm war. Pro halber Stunde vor dem Gerät, stieg das Risiko auf eine Sprachverzögerung um 49 Prozent.

Das Risiko bestand jedoch ausdrücklich nur für die verbale Sprache, nicht für nonverbale Interaktion wie Mimik oder Gesten. Eine soziale Entwicklungsverzögerung liegt demnach nicht vor.

Das Fazit der Forscher: Eltern sollten nach Möglichkeit ihre Kinder erst nach dem 18. Lebensmonat und auch dann nicht täglich mit einem Tablet spielen lassen. Die Sprachverzögerung bedeutet für das menschliche Zusammenleben ein großes Handicap.

Studien haben gezeigt, dass Kinder mit frühen Sprachproblemen oft bis ins Schulalter mit diesem Rückstand zu kämpfen haben und demnach die schulischen Leistungen darunter leiden könnten. Der Kontakt zu neuen Medien ist selbstverständlich wichtig, doch er sollte auf der Sprachentwicklung aufbauen und nicht ihr im Wege stehen.