Krankenhäuser wollen ihre Notaufnahmen wie in den USA zentral organisieren
ZNA schafft kürzere Wartezeiten und bietet schnellere Hilfe, doch manche Ärzte bleiben skeptisch
Notfallärzte wollen die Aufnahmeprozedur in deutschen Krankenhäusern revolutionieren. Zentrale Einrichtungen wie der amerikanische "Emergency Room" soll die an Abteilungen gebundene Aufnahme ablösen. Notfallmediziner erwarten eine bessere Erstversorgung. Klinikmanager sehen Einsparpotential, aber Facharztverbände mosern, weil sie schwindenden Einfluss fürchten.
Durch "Reise" durchs Krankenhaus, verliert man oft wertvolle Zeit
Wer heute als Notfall in die Klinik gebracht wird, durchläuft oft mehrere Stationen, bis die Behandlung einsetzt. In der Regel gibt es Notaufnahmen für die verschiedenen Fachrichtungen des Krankenhauses. "Das ist häufig der Beginn eines unwürdigen 'Patiententourismus' über mehrere Aufnahmestationen", bemängelt Dr. Barbara Walter, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft Interdisziplinäre Notfallaufnahme e.V. (DGINA), in der "Apotheken Umschau".
Der "klassische" Weg bei Bauchschmerzen zum Beispiel sehe meist so aus: Zuerst kämen die Patienten in die internistische Notfallaufnahme, dann in die Chirurgie, Urologie und je nach Ursache auch noch in die Gynäkologie. "Dadurch vergeht viel kostbare Zeit", so Barbara Walter.
ZNA verringert Wartezeit für Patienten deutlich
Die DGINA möchte dies nach dem Vorbild des amerikanischen "Emergency Room" zu einer eigenständigen, zentralen Notaufnahme (ZNA) ändern. Dort arbeitet ein Team von Ärzten, das eine fachkundige Ersteinschätzung des Patienten vornimmt, die Diagnose erstellt, medizinische Sofortmaßnahmen durchführt und den weiteren Behandlungsplan erarbeit.
Bis vor Kurzem gab es selbst in größeren Krankenhäusern keine solche Einrichtung. "Von rund 2300 Kliniken in Deutschland dürften erst an die 40 eine eigene interdisziplinäre ZNA haben", schätzt Barbara Walter. Sie leitet als Chefärztin die ZNA der Asklepios Klinik in Hamburg-Altona.
Seit Einführung des neuen Konzeptes habe sich hier die Zeit, die ein Notfallpatient auf den Arzt warten muss, von durchschnittlich 90 auf 10 bis 15 Minuten verringert, berichtet sie.
Chirurgen und Internisten beschweren sich und wollen eigenständig bleiben
Begeisterung löst die DGINA bei einigen Facharztverbänden mit diesem Plan nicht aus. Diese reklamieren die Notaufnahme jeweils für sich. Internisten und Chirurgen wollen weiterhin eigenständig bleiben, weil angeblich die meisten Patienten auf ihren Fachbereich entfielen. Das jetzige System sei gut bewährt, eine neue Institution weder medizinisch noch ökonomisch sinnvoll.
Klinikmanager sehen das vielfach anders. Für sie ist die zentrale Einrichtung eine Möglichkeit zur Kostenverringerung. Sie helfe, Technik und Personal einzusparen, indem sie teuere Mehrfachdiagnosen verhindere. Die Skeptiker haben die Tatsache auf ihrer Seite, dass es noch keine wissenschaftlichen Studien zu den medizinischen und wirtschaftlichen Auswirkungen der ZNA gibt.