Krankenkasse: Auch Kinder bekommen immer häufiger Psychopharmaka

Von Frank Hertel
21. Oktober 2011

Die Techniker Krankenkasse (TK) teilte in dieser Woche mit, dass Kinder immer mehr Psychopharmaka verschrieben bekommen. Die TK bezieht sich dabei auf Daten aus ihrer Mitgliederkartei. Demnach hätten im Jahr 2006 erst 20.000 Kinder Medikamente gegen das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADHS) bekommen, im Jahr 2010 wären es aber schon 29.000. Das entspreche einem Anstieg von 32 Prozent in nur vier Jahren. Noch krasser sei dieser Zuwachs beim Anti-Aggressionsmittel Risperidon. Das hätten 2006 nur 682 Kinder bekommen, 2010 aber schon 1532, was einer Verdoppelung entspreche.

Hanssjörg Seyberth ist Vorsitzender der Komission für Arzneimittelsicherheit im Kindesalter. Er sagt, dass Kinder heute unter einem enormen Erwartungsdruck stünden und Eltern wie Ärzte fälschlicherweise dazu neigten, gleich mit Medikamenten gegen die Symptome vorzugehen. Viel wichtiger und besser wäre allerdings eine Erforschung der Ursachen und deren Beseitung durch medizinfreie Psycho- und Verhaltenstherapie. Denn die Langzeitfolgen von Psychopharmaka bei Kindern seien bis jetzt noch gar nicht ausreichend erforscht, erklärt Seyberth.