Kreativität macht laut US-Studien betrügerisch

Von Frank Hertel
7. Dezember 2011

Francesca Gino und Dan Ariely arbeiten als Wissenschaftler an den US-Universitäten Harvard und Duke. In der kommenden Ausgabe der Fachzeitschrift "Journal of Personality and Social Psychology" berichten sie über drei Studien, die alle das selbe Ergebnis hatten. Es heißt: Kreativität macht betrügerisch. In der ersten Studie wurden 79 Studenten mit Computertests im Hinblick auf Kreativität und Intelligenz getestet. Dann mussten Aufgaben zu Wahrnehmung, Logik und Allgemeinwissen bearbeitet werden.

Die Teilnahme an der Studie brachte den Studenten einen Geldbetrag. Pro richtige Antwort bekamen sie einen zusätzlichen Geldbetrag. Am Schluss mussten die Studenten notieren, wie viele richtige Antworten sie gegeben hatten. Man vermittelte ihnen das Gefühl unbeobachtet zu sein. Das waren sie aber nicht. Es zeigte sich, dass die kreativen Studenten am meisten betrogen. Intelligenz spielte für die Neigung zur Unehrlichkeit dagegen keine Rolle. In der zweiten Studie mussten 111 Studenten aus je 5 Wörtern logische Sätze mit 4 Wörtern bauen. Ein Teil der Gruppe bekam Kreativwörter wie "innovativ", "neugierig", "Phantasie" und "Idee" vorgegeben, die anderen mussten ihre Sätze mit neutralen Wörtern bauen.

Der Bezahlmodus war wie in der ersten Studie. Es zeigte sich, dass die kreativ in Stimmung gebrachten Studenten bei den Lösungen eher betrogen als die mit den neutralen Wörtern. Die dritte Studie war eine einfache Befragung von 99 Angestellten in 17 verschiedenen Abteilungen einer Firma. Je kreativer die Aufgaben in der Abteilung waren, desto eher gingen Kugelschreiber und Druckpatronen mit den Angestellten nach hause. Gino und Ariely erklären sich den Zusammenhang folgendermaßen: Kreative Menschen sind eher in der Lage rationale Begründungen für unehrliches Verhalten zu erfinden. Sie können sich damit selbst von der Richtigkeit ihres Tuns überzeugen.