Krebsmedikament weckt schlafende HIV-Zellen

Von Cornelia Scherpe
30. Juli 2012

Menschen mit HIV können durch moderne Medikamente ihre Infektion relativ gut in den Griff bekommen. Allerdings ist das Leiden noch immer nicht heilbar. Das liegt daran, dass alle bekannten Mittel die Krankheit nur in Schach halten, jedoch nicht alle Viren im Körper vernichten können.

Schuld an diesem Umstand sind all jene Zellen, in denen sich das Erbgut des HI-Virus befindet, die aber "Schläferzellen" sind. Das bedeutet, dass sie den Bauplan des Virus zwar in sich tragen, diesen jedoch nur bei Bedarf aktivieren und den Virus in den Körper freigeben. Solche Zellen kann die derzeitige Therapie nicht vernichten und daher bleibt HIV immer ein latentes Problem.

Nun haben Forscher jedoch herausgefunden, dass der Anti-Krebs-Wirkstoff "Vorinostat" die Trägerzellen weckt und sie dazu bringt, den HI-Virus zu bauen und freizusetzen. Dies ist eine gute Nachricht für die Medizinwelt, denn nun besteht die Hoffnung, dass HIV in naher Zukunft besiegt werden könnte. Sind alle Viren aktiviert und werden so von den gängigen Medikamenten erkannt, kann man die Erkrankung nicht nur in Schach halten, sondern den Patienten heilen.

Auch wenn die Idee gewisse Risiken birgt, möchte man gern Probandenstudien durchführen, um dieses neue Therapiekonzept zu erproben. Bisher hat man 16 HIV-positiven Menschen erst einmal nur Blut entnommen, um daraus die Schläferzellen zu isolieren. Im Labor setzte man diese dann "Vorinostat" aus und beobachtete die Reaktion. Nach nur sechs Stunden waren in den Blutproben von elf Patienten die Schläferzellen weitgehend aktiviert worden und so endlich für HIV-Medikamente angreifbar.