Künftig sollen mehr Frauen Handballspiele pfeifen

Vermehrter Einsatz von weiblichen Schiedsrichtern im Frauen-Handball geplant

Von Matthias Bossaller
9. September 2011

Das Schiedsrichterwesen im deutschen Handball soll sich langsam den Frauen öffnen. Denn bisher war die Leitung der Spiele fest in Männerhand. Eine internationale Vorgabe zwingt den Handball-Verband jedoch zum Umdenken.

Künftig sollen nach Wunsch des internationalen Verbandes sowie des Internationalen Olympische Komitees bei großen Frauen-Turnieren nur Frauen pfeifen. Um international nicht auf der Strecke zu bleiben, müssen in Deutschland nun weibliche Referees an höhere Spielklassen herangeführt werden.

Einbeziehung der Frauen sollte Schritt für Schritt erfolgen

In Zukunft soll es viel mehr Unparteiische wie Jutta Ehrmann und Susanne Künzig geben. Die Beiden pfiffen zwischen 1990 und 2009 mehr als 300 Partien in den höchsten deutschen Ligen - 57 davon sogar in der Bundesliga der Herren. Bis dahin ist es allerdings ein weiter Weg.

Vorerst richtete der Deutsche Handball-Bund (DHB) im März und August Sichtungslehrgänge aus. Dabei kristallisierten sich sechs Gespänne heraus, die künftig Spiele in der zweiten und dritten Frauenliga sowie in der Bundesliga der A-Junioren leiten. Zuvor wurden Frauen meist in Frauenspielen bis zur vierten und Männerspielen bis zur sechsten Liga eingesetzt.

Vorbehalte gegen Frauen durch zu wenig Ehrgeiz

Auf der neuen Ebene geht es viel professioneller zu, das Spiel ist schneller, die Anforderungen an die Schiedsrichterinnen steigen - auch der Druck. Denn es herrschen bei vielen Managern und Trainern nach wie vor Vorbehalte gegen weibliche Unparteiische. Das war ein Grund, weshalb die Verbände lange Zeit keinen Wert auf die Förderung von Schiedsrichterinnen gelegt haben.

Doch auch die Frauen selbst hätten dazu beigetragen, nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Vielen habe der Ehrgeiz gefehlt. Männer würden eher um ihre Position buhlen, hat der DHB-Schiedsrichterwart Peter Rauchfuß festgestellt. Ihm ist jedoch klar, dass man die Frauen nur langsam und behutsam an höhere Aufgaben heranführen könne.

Die Frauen-Fußball-WM diene als warnendes Beispiel. Dort kamen nur weibliche Referees zum Einsatz, doch nur 20 Prozent hätten den Ansprüchen genügt. Rauchfuß umschreibt ein realistisches Ziel: "Wenn wir in fünf Jahren die Hälfte geschafft haben, sind wir auf einem guten Weg."