Kurzsichtigkeit im Kindesalter: Atropin-Augentropfen bessern die Sehkraft

Bereits eine kleine Dosis Atropin kann den Sehkraftverlust um bis zu 80 Prozent verlangsamen

Von Cornelia Scherpe
17. Dezember 2014

Atropin ist ein Nervengift, das in der Medizin zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt wird. In der Augenheilkunde nutzt man es, um eine Pupillenerweiterung zu erzeugen.

Das ist für die Diagnose bestimmter Krankheiten und auch für Augen-Operationen teils notwendig. Forscher haben herausgefunden, dass Atropin in einer geringen Dosis jedoch noch einen weiteren Nutzen hat.

Bei Kindern mit beginnender Kurzsichtigkeit kann man die Schwere der Sehkraftminderung ausbremsen.

Volksleiden Kurzsichtigkeit

Weltweit hat die Zahl der Patienten mit Kurzsichtigkeit zugenommen. In Industriegesellschaften ist ein Drittel der Menschen kurzsichtig. In manchen asiatischen Staaten kommt man sogar auf 90 Prozent.

Schuld sind zum einen Umwelteinflüsse und zum anderen die Vererbung eines zu großen Augapfels. Dieser ist zu lang und daher gelangen die einfallenden Lichtstrahlen nicht auf die Netzhaut, sondern enden kurz davor.

Das führt beim Betroffenen dazu, dass er seine Umgebung nur verschwommen wahrnimmt. Je größer das Defizit ist, desto eher tritt das verschwommene Bild bereits bei Objekten in der Nähe auf.

Therapie mit Atropin

Eine Therapie mit Atropin soll dies ändern. In einer Studie arbeitete man mit 400 Kindern, die zwischen sechs Jahren und zwölf Jahren alt waren. Die Jungen und Mädchen zeigten bereits eine beginnende Kurzsichtigkeit und wurden nun in mehrere Gruppen unterteilt.

Sie erhielten entweder nur ein Placebo, oder Atropin in verschiedenen Dosierungen. Nach fünf Jahren wurde untersucht, wie stark die Kurzsichtigkeit bei allen vorangeschritten war.

Es zeigte sich, dass bereits die kleinste Dosis Atropin ausreichend gewesen war, um den Sehkraftverlust um bis zu 80 Prozent zu verlangsamen.

Studien zur Verträglichkeit

Bevor nun weitere Schritte unternommen werden, müssen jedoch große Studien durchgeführt werden. Atropin ist immerhin ein Nervengift und wird gerade von Kindern meist nur in sehr geringen Dosierungen vertragen.