Leiharbeiter benötigen mehr Krankentage als Angestellte

Schlechtere Arbeitsbedingungen bei Leiharbeitern führen zu häufigeren Krankmeldungen

Von Cornelia Scherpe
14. September 2017

Eine Erhebung der Techniker-Krankenkasse hat ergeben, dass sich Menschen in einem festen Arbeitsverhältnis seltener krankmelden müssen als Leiharbeiter. Im Schnitt benötigten im Jahr 2016 Menschen in einem Leiharbeitervertrag 20,3 Krankentage und Festangestellte nur 14,7 Tage. Im Vergleich zum Jahr 2008 bedeutet das eine deutliche Verschlechterung. Damals kamen elf Krankentage für Angestellte und 14,7 Tage für Leiharbeiter zusammen. Die Differenz ist also von 3,7 auf 5,6 Krankentage gewachsen.

Schuld sind schlechtere Arbeitsbedingungen

Die Gründe dafür sind unterschiedlich, fallen aber alle in dieselbe Kategorie: die Leiharbeiter arbeiten unter schlechteren Bedingungen als ihre festangestellten Arbeitskollegen. Beispielsweise fallen 4,5 Krankentage bei Leiharbeiten auf Probleme mit Muskulatur und/oder Skelett. Bei Festangestellten sind es 2,8 Tage.

Da die Leiharbeiter oft in Branchen eingesetzt werden, die ihnen bisher fremd waren, haben sie ein höheres Verletzungsrisiko und sind oft körperlich nicht an die Anstrengungen gewöhnt. Wer einen Büroberuf gelernt hat und nun im Bauwesen eingesetzt ist, belastet den Körper völlig anders und häufig falsch.

Problematisch wird die Leiharbeit auch für ungelernte Menschen, die als Hilfsarbeiter engagiert werden und über keinerlei Hintergrundwissen für den Beruf verfügen. Da dies auf 54 Prozent aller Leiharbeiter zutrifft, müssen diese ungelernten Kräfte mehr beachtet werden. Sie verletzten sich viel häufiger, da sie Gefahren schlechter einschätzen können.

Auch psychische Leiden sind verbreitet

Hinzu kommen psychische Probleme, denn Leiharbeit bringt weniger finanzielle Sicherheit und die Sorge, wie lange die aktuelle Stelle sicher sein wird. Das zeigt sich auch bei den Krankentagen aufgrund psychischer Leiden, die bei Leiharbeitern im Schnitt bei 3,4 und bei Festangestellten nur bei 2,4 Tagen liegen.

Dieses Plus an Fehlzeiten zu korrigieren, ist sowohl im Interesse der Zeitarbeitsfirmen und Einsatzorte als auch im gesundheitlichen Interesse der Betroffenen. Es soll gezielt daran gearbeitet werden, die häufig als unzumutbar empfundene Diskrepanz zwischen beruflicher Qualifikation und aktuellem Einsatzbereich zu beseitigen.

Auch mehr Arbeitssicherheit durch bessere Einarbeitung ist wichtig. Linke Politiker fordern seit Jahren mehr Gleichheit zwischen Festangestellten und Leiharbeitern.