Lifestylewandel und Neuorientierung bei Beauty-Kunden
Trend geht zu umweltbewusstereren Produkten, die vor gesundheitsschädlichen Umweltaspekten schützen
Kann unser Wunsch nach Nachhaltigkeit auch noch erfüllt werden, wenn überall der Rotstift angesetzt wird? Und woran messen Firmen ihr Engagement in puncto Nachhaltigkeit, Ethik und Umweltbewusstsein?
Mintel-Analystin Nica Lewis beim 7. Centifolia Kongress
Die Mintel-Analystin Nica Lewis erläuterte beim 7. Centifolia Kongress in Grasse, dass ökologische Beautyprodukte bisher nur einen kleinen Teil des Marktes ausmachen, doch dass es hier ein sehr großes Wachstumspotenzial gibt.
"Wir müssen den Verbrauchern zeigen, dass auch Luxus ökologisch und moralisch einwandfrei sein kann", so Lewis. "Ich denke, der Nachhaltigkeitswunsch entspricht einem Schutzgedanken."
Die Menschen wollen sich selbst vor der zerstörten Umwelt und gleichzeitig den Planeten vor weiterer Zerstörung durch den Menschen schützen. Und während es berechtigte und gute Gründe für diesen Trend gibt, tritt auch schon die Kehrseite der Medaille zum Vorschein: eine Erscheinung, die als "Totophobie" bezeichnet wird.
Totophobie
Totophobie ist die "Angst vor allem da draußen" - ein Phänomen unserer Zeit, das das Bild einer risikoscheuen Gesellschaft widerspiegelt. Viele Gefahren, die von der Presse beschrieben werden, erhöhen diese Angst. Solche Geschichten, egal ob wahr oder erfunden, generieren gesellschaftliche Ängste vor Erderwärmung, Umweltverschmutzung, genetisch verändertem Essen, Allergenen und - vor allem für Kosmetikkunden - synthetischen Duft- und Inhaltsstoffen.
"Viele Verbraucher sind besorgt", so Lewis. "Unsere Branche muss sie beruhigen und ihnen klar die Vorteile und die Sicherheit unserer Produkte aufzeigen."
Beautyprodukte mit Schutzfaktor
Der Umsatz von Produkten mit UV-Schutz hat in den letzten Jahren stark zugenommen - egal ob in Haut- oder Haarpflege. Inzwischen gibt es sogar Produkte, die die Anwender vor bestimmten Umweltschäden schützen: Luftverschmutzung, Tabakrauch, "Großstadtverunreinigung", rauem Klima oder sogar vor Handystrahlung.
Verzichtsprodukte
"Zusammengefasst können Beautyprodukte heute mehr als nur verschönern. Sie bewahren uns zusätzlich vor gesundheitsschädlichen Aspekten unserer Umwelt."
Aufgrund dieser Tendenz sind "Verzichtsprodukte" im Aufwind, vor allem weil das Ansehen synthetisch hergestellter Inhaltsstoffe in den USA und Europa schwindet. "Frei von gentechnisch veränderten Organismen" und "duftstofffrei" sieht man immer häufiger, vor allem in Asien, wo besonders auf potentielle Reizstoffe bei empfindlicher Haut eingegangen wird.
Das Ergebnis: Immer mehr Lancierungen, die auf Duftstoffe verzichten. Laut Mintel wurden alleine in Europa zwischen Januar 2007 und Juni 2008 fast 900 duftstofffreie Produkte eingeführt. In der selben Zeit waren es auf dem US- und dem asiatischen Markt je ca. 700 Produkte.
Öko-Claims
Mittlerweile gibt es dort schon über 900 Produkte, die sich selbst als umweltfreundlich bezeichnen. Viele Öko-Claims beziehen sich auf den Verzicht von FCKW, doch auch umweltverträgliche Herstellungsprozesse werden thematisiert.
ewis: "Es werden immer häufiger biologisch abbaubare Formeln entwickelt." Darüberhinaus stärken die Unternehmen ihr grünes Image, indem sie in den Herkunftsregionen ihrer natürlichen Inhaltsstoffe lokale Umweltorganisationen und -Projekte unterstützen.
Herkunft der Inhaltsstoffe
"Locavore" - also solche Leute, die nur Produkte kaufen, die in ihrer Region hergestellt werden - sind laut Nica Lewis eine kleine, aber wachsende Gruppe. Obwohl der Fokus hier natürlich auf regional wachsenden Nahrungsmitteln liegt, wandert dieses Konzept inzwischen auch schon in die Beautybranche.
"Die Idee dahinter ist, dass durch das Konsumieren regionaler Produkte die lokale Wirtschaft gestärkt und CO2-Emissionen verringert werden. Auch dieses Konzept gehört zum 'Green Movement' und symbolisiert den Wunsch nach Authentischem, nach der Verbundenheit mit der eigenen Umwelt und nach Vertrauen in die Produkte."
Der letzte Punkt ist vermutlich der wichtigste für die Beautyindustrie. Lewis nannte das Beispiel von englischen Supermärkten, in denen das Foto der Bauern zu sehen ist, die das angebotene Produkt anbauen. "So kann man Vertrauen schaffen. Der Kunde weiß dann, wo das Produkt herkommt und wer dahinter steckt."
Konkurrenzkampf in der Beautybranche
"Je mehr Marken Herkunftsnachweise ihrer Inhaltsstoffe liefern, umso stärker wird dies in den Konkurrenzkampf einfließen", fährt Lewis fort. "In den letzten Jahren haben wir das auf dem Beautymarkt deutlich gemerkt. Kunden können sich eher mit Marken anfreunden, die die kulturellen, sozialen und ökonomischen Eigenschaften ihrer Region widerspiegeln."
Daher gehören Marken, die auf Integrität und Transparenz in ihren Konzepten, ihren Inhaltsstoffen, ihrer Produktion und ihrer Verpackung setzen und aktiv kommunizieren, zu denen, die auch künftig unter diesen veränderten Verbrauchereinstellungen Erfolg haben werden.