Lügen im Lebenslauf - diese Tricks kennt jeder Personaler

Beim Aufhübschen ihres Lebenslaufs sollten Bewerber nicht zu weit ausholen

Von Dörte Rösler
27. August 2015

Trotz guter Beschäftigungszahlen ist es nicht einfach, einen Job zu finden. Der Druck auf Beschäftigte steigt und damit auch die Zahl der Bewerbungen mit einem frisierten Lebenslauf. In einem Test wiesen 17 Prozent der Unterlagen offensichtliche Ungereimtheiten auf, noch mehr Bewerber versuchten Daten zu verschleiern oder ihre Qualifikation zu schönen. Was sind die häufigsten Schummeleien im Lebenslauf - und womit müssen Lügner rechnen?

1. Lügen über Aufgabengebiete

Jeder fängt klein an. Gerade Anfänger neigen aber dazu, ihre Erfahrungen zu übertreiben. Da wird der Studentenjob in der Marktforschung zur bedeutsamen Management-Funktion aufgewertet, das Praktikum erscheint plötzlich als Festanstellung. Beliebt ist es auch, einen längeren Urlaub als Sprachkurs zu deklarieren.

Diese Tricks sind Personalchefs bestens bekannt - wenn sie den Kandidaten prüfen wollen, lassen sich sich Zeugnisse nachreichen. Auch wenn die Versuchung für junge Bewerber groß ist, ihren Lebenslauf auf diese Weise aufzuhübschen: mit Lerneifer und Begeisterung kommen Sie weiter.

2. Geschönte Formulierungen

Sicher, ohne Selbstvermarktung kommt man heute nicht weit. Wer seine Mithilfe im Kindergarten als "Freiberufliches Projektmanagement" bezeichnet, treibt es mit der sprachlichen Kosmetik aber zu weit. Eine beliebte Wortakrobatik betrifft auch Vertretungsjobs: aus der Krankheitsvertretung für den Vorgesetzten wird im Handumdrehen ein "stellvertretender Projektleiter".

Wenn sich solche Formulierungen nicht im Zeugnis oder Referenzschreiben belegen lassen, fliegt der Schwindel schnell auf. Das gilt auch für den Head of Online-Sales", der einziger Mitarbeiter in diesem Aufgabenbereich ist.

3. Verschleiern von Lücken

Lücken im Lebenslauf fallen dem Personalverantwortlichen sofort auf. Um peinliche Fragen zu vermeiden, füllen viele Bewerber diese Erwerbsunterbrechungen mit angeblichen Tätigkeiten. Wenn Sie wirklich etwas Sinnvolles oder Interessantes geleistet haben, etwa die Pflege von Angehörigen oder eine dreimonatige Trekkingtour durch den Himalaya, können Sie dies auch schreiben. Ansonsten empfiehlt sich der Mut zur Lücke.

4. Flunkern über aktuellen Job

Bewerbungen aus einem ungekündigten Beschäftigungsverhältnis heraus erlauben einen größeren Verhandlungsspielraum. Zumindest glauben das viele Bewerber und lügen deshalb über ihren aktuellen Job.

Ob ein Kandidat noch in der angegebenen Firma arbeitet oder bereits die Kündigung bekommen hat, findet der neue Arbeitgeber aber schnell heraus. Flunkereien sind hier deshalb wenig sinnvoll. Erst recht nicht, wenn es sich um eine betriebsbedingte Kündigung handelt. Wichtiger als eine ungekündigte Position sind Engagement und berufliches Interesse.

5. Lügen mit Konsequenzen

Kleine Flunkereien sind nicht gern gesehen, wenn die fachliche Qualifikation stimmt, wird aber jungen Bewerbern diese Charakterschwäche oft verziehen. Gravierender sind Manipulationen bei Hochschulabschlüssen, Noten oder beruflichen Qualifikationen. Wenn der Schwindel auffliegt, droht eine fristlose Kündigung. Falls der Bewerber Urkunden gefälscht hat, zieht diese Straftat eventuell sogar eine Geldstrafe nach sich.

Ähnliche Konsequenzen können Lügen über familiäre Verpflichtungen haben. Zwar müssen Bewerber ihren Familienstand nicht zwingend preisgeben, wer ein unrealistisches Bild von seiner beruflichen Flexibilität vermittelt, sitzt auf einem Pulverfass. Wenn familiäre und betriebliche Pflichten kollidieren, kann der Arbeitgeber im schlimmsten Fall den Vertrag wegen arglistiger Täuschung aufheben.

6. Schummeln bei Soft Skills

Lügen über Soft Skills gehören zu den beliebtesten Schummeleien im Lebenslauf. Und sie führen regelmäßig zu peinlichen Situationen. Denn Personalverantwortliche kennen die Masche und laden zum Vorstellungsgespräch gern Kollegen, die sich in der jeweiligen Sprache oder Region auskennen.