Magersüchtig wider willen? Forscher vermuten, dass Anorexia nervosa angeboren sein kann

Aktives Gen auf Chromosom 12 - Genetische Veranlagung zur Magersucht?

Von Cornelia Scherpe
22. Juni 2017

Der Name Anorexia nervosa steht für eine Essstörung, die viele kennen: Magersucht. Manche Mädchen aber auch immer mehr Jungen entwickeln im Teenageralter eine falsche Selbstwahrnehmung und versuchen durch wenig Nahrungsaufnahme übertrieben schlank zu werden. Die Störung kann soweit gehen, dass der Körper durch eine lebensbedrohliche Unterernährung völlig abmagert und die Einweisung in ein Krankenhaus erfolgen muss.

Die Ursachen für Magersucht werden bislang ausschließlich im psychischen Bereich gesucht. Doch eine aktuelle Studie stellt jetzt die Vermutung in den Raum, dass Anorexia nervosa nicht nur seelisch bedingt, sondern angeboren sein könnte.

Bestimmtes Gen erhöht Risiko für Stoffwechselstörungen

Das internationale Wissenschaftsteam, darunter Forscher aus Deutschland, hatten sich 3.495 Patientinnen angesehen. Eine Untersuchung des Genoms zeigte, dass bei ihnen auf dem Chromosom 12 ein auffälliges Gen aktiv war. Diese Region kennt man in der Medizin bereits aus anderen Forschungsarbeiten.

Für diverse Autoimmunerkrankungen (darunter Diabetes Typ 1) scheint die Region eine Rolle zu spielen. Wer das Gen trägt, neigt zu Metabolismus-Problemen, also Problemen mit dem Stoffwechsel.

Das bedeutet, dass es eine genetische Veranlagung für Magersucht geben könnte. Die Gene lösen zwar nicht zwangsläufig die Krankheit aus, sie machen aber offenbar empfänglich für die Essstörung.

Da es zu einer Überlappung mit Genen kommt, die den Insulinhaushalt beeinflussen, könnten sich damit auch gänzlich neue Therapieideen entwickeln. In Zukunft wird es sinnvoll, Anorexia nervosa nicht nur als seelisches Problem zu behandeln, sondern die Veränderungen im Metabolismus mit einzurechnen.

Bis es soweit ist, werden die Studienergebnisse aber bereits jetzt als Erfolg für die Patientinnen und Patienten gesehen. Indem die Betroffenen wissen, dass es auch eine genetische Ursache gibt, entlastet das ihre Psyche. Viele dürften sich weniger "schuldig" fühlen und die Kraft finden, aktiv an einer Besserung ihrer Gesundheit zu arbeiten.