Mandelentzündung - wann muss operiert werden?

Von Dörte Rösler
29. April 2014

Die Mandeln haben eine wichtige Funktion für das Immunsystem. Als Verteidigungslinie im Mundraum sind sie aktiv an der Entwicklung der kindlichen Immunkompetenz beteiligt. Erst bei wiederholten Entzündungen sollte deshalb über eine Operation nachgedacht werden.

Welche Gründe sprechen für die Tonsillektomie - und welche dagegen?

Die Entscheidung für eine operative Entfernung der Mandeln wird heute wesentlich seltener getroffen als früher. 2010 mussten 69.000 Kinder bis 19 Jahre den schmerzhaften Eingriff über sich ergehen lassen. In 60 Prozent der Fälle wegen wiederkehrender Mandelentzündungen. Bei einem weiteren Drittel der Patienten waren die Gaumenmandeln so vergrößert, dass sie chirurgisch entfernt werden mussten.

Indikationen zur Operation

Die wesentliche Indikation der Mandeloperation ist die Bildung eines Abszesses und mögliche Streuung von Bakterien in andere Organe. Typische Folgen sind etwa Schädigungen von Nieren und Herz, Gelenkentzündungen sowie rheumatisches Fieber. Als überschießende Reaktion des Immunsystems treten auch Hauterkrankungen auf.

Im Gegensatz zu anderen Nationen hat Deutschland keine eindeutige Leitlinie für die Tonsillektomie. In aller Regel raten die Ärzte zum Eingriff, wenn in einem Jahr mehr als sieben Infektionen aufgetreten sind. Ebenso bei einer Häufung von je vier Entzündungen in mehreren aufeinanderfolgenden Jahren. Neben medizinischen Kriterien für die OP zeigt die Statistik jedoch auch regionale Unterschiede. In manchen Städten wird achtmal so häufig operiert wie in anderen.

Kein Eingriff ohne Risiko

Obwohl die Tonsillektomie als Routineoperation gilt, birgt sie auch Risiken. Nach einer US-Studie leidet jeder fünfte Patient in den zwei Wochen nach dem Eingriff unter Komplikationen. Am häufigsten treten Schmerzen beim Schlucken auf. Diese können jedoch durch Eis oder Medikamente gut gelindert werden.

Etwas schwieriger sind Nachblutungen. Sie treten in sechs Prozent der Fälle auf und erfordern gegebenenfalls eine Nachbehandlung beim Arzt. Wichtig: eine konsequente Schmerztherapie, damit die Patienten ausreichend essen und trinken mögen.