Marburger Uni-Klinik spart bei der Krebstherapie

Von Ingo Krüger
25. September 2012

In der Marburger Uni-Klinik steht eine riesige Anlage, deren Herzstück eine Ionenstrahl-Kanone ist, die bei der Krebstherapie zum Einsatz kommen soll. Doch genau das passiert nicht, da ihr Betrieb dem Inhaber, der privaten Rhön-Klinikum AG, Medienberichten zufolge zu teuer ist.

Die Behandlung von Patienten mit dem 107 Millionen Euro teuren Teilchenbeschleuniger hätte bereits Mitte 2011 starten können. Doch der Energieverbrauch der Anlage ist enorm. Sie benötigt so viel Strom wie eine ganze Kleinstadt. Dementsprechend sind die Kosten auch sehr hoch. Allerdings verspricht die Bestrahlung mit Ionen- oder Partikelstrahlen große Erfolge in der Krebstherapie. Ähnliche Zentren gibt es weltweit lediglich dreimal, zwei stehen in Japan, eine weitere in Heidelberg.

An einer weiteren Verwendung hat die Rhön-Klinikum AG aus Kostengründen jedoch kein Interesse. Sie hatte 2006 den Zuschlag für den Kauf der Marburger Uni-Klinik auch deshalb erhalten, weil sie den Bau des Teilchenbeschleunigers als Teil des Kaufpreises versprochen hatte. Als die Anlage fertiggestellt war, verlor das Unternehmen jedoch das Interesse. Es stellte sich heraus, dass nicht so viele Patienten behandelt werden konnten, um rentabel zu wirtschaften.

Nun plant ein von der Klinik eingestellter Professor für Strahlentherapie seinen Arbeitgeber zu verklagen, da er unter falschen Voraussetzungen nach Marburg gewechselt sei. Auch das Land Hessen hat sich eingeschaltet. Schließlich habe sich die Rhön-Klinikum AG beim Kauf nicht nur verpflichtet, die Anlage zu bauen, sondern auch zu betreiben, teilte das hessische Wirtschaftsministerium mit. Ansonsten müsste das Unternehmen möglicherweise nachträglich die Anschaffungskosten in Höhe von 107 Millionen Euro an das Land Hessen überweisen.