Massagen und andere Heilmittel häufig falsch verschrieben

Bei zu großer Vorsicht könnte Deutschland sich zur Therapiegesellschaft entwickeln

Von Laura Busch
26. Oktober 2009

Bereits zum sechsten Mal veröffentlichte die Gmünder Ersatzkasse (GEK) den Heil- und Hilfsmittelreport, der unlängst in Berlin vorgestellt wurde. Diesem Bericht kommt große Bedeutung zu, denn Heil- und Hilfsmittel sind nach den Kosten für Krankenhäuser, Medikamente und niedergelassene Ärzte der viertgrößte Posten bei den Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen.

Die Studie ergab, dass Heil- und Hilfsmittel häufig falsch verschrieben werden, was die Ausgaben unnötig in die Höhe treibt. Zwischen 2007 und 2008 sind diese um 5,6 Prozent stiegen.

Verschreibung oft unnötig und undurchsichtig

Als Beispiel wurde das kaum bekannte Fibromyalgiesyndrom, einer chronischen Schmerzerkrankung, genannt. Etwa zwei Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden daran und bekommen deswegen oft Massagen verschrieben. Deren Nutzen ist jedoch fraglich, denn die Krankheit wird besser mit aktivierender Krankengymnastik behandelt.

Kritisiert wird auch die mangelnde Transparenz der Ausgaben. Der Studienautor Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik an der Universität Bremen erklärt, es gebe hierbei starke regionale Unterschiede, die nicht zu erklären seien.

Auch GEK-Vorstand Rolf-Ulrich Schlenker mahnt zu Vorsicht. Logopäden, Ergotherapeuten und andere Experten würden häufig vorschnell hinzugezogen. Deutschland dürfe sich nicht aus Übervorsicht zu einer Therapiegesellschaft entwickeln.