Medizin im Mittelalter: Menschen überlebten Loch im Kopf

Von Nicole Freialdenhoven
24. Mai 2012

Einen faszinierenden Einblick in die Welt der mittelalterlichen Chirurgie erhielten Archäologen nun bei Ausgrabungen in der Nähe des spanischen Ortes Soria im Norden der Provinz Kastilien. Sie fanden zwei menschliche Schädel mit deutlichen Spuren der Trepanation - dem Durchbohren oder Durchschaben des menschlichen Schädelknochens um Hirnschäden zu behandeln.

Einer der berühmtesten Trepanationspatienten war der spanische König Heinrich I., der 1217 von einem herabfallenden Dachziegel am Kopf getroffen wurde. Seine Ärzte bohrten dem erst dreizehnjährigen Jüngling ein Loch in den Kopf um die entstandene Hirnblutung zu behandeln, doch der junge König überlebte den Eingriff nicht.

Während die mittelalterlichen Behandlungsmethoden heute barbarisch wirken, waren sie doch zumindest teilweise von Erfolg gekrönt: Der Schädel einer ca. 45-jährigen Frau ergab, dass sie die Trepanation mittels Schaben eines Loches überlebte und danach noch eine ganze Weile weiterlebte, während der Schädelknochen zu heilen begann. Ob sie dann doch noch an den Spätfolgen der Operation verstarb, ist unbekannt.

Der Besitzer des anderen Schädels hatte weniger Glück: Der ca. 50-jährige Mann, in dessen Schädelknochen ein Loch gebohrt wurde, überlebte den Eingriff nicht oder war womöglich sogar schon vorher tot.