Menschen verhalten sich unter Beobachtung anders als sonst

Von Frank Sprengel
12. September 2013

Es gibt ein Phänomen namens Hawthrone-Effekt, bei dem Menschen ihr Verhalten ändern, sobald sie wissen, dass sie beobachtet werden. Seinen Namen verdankt der Effekt einem Experiment, das in den 1920er Jahren in einer gleichnamigen Fabrik in Chicago durchgeführt wurde, um herauszufinden, ob sich eine bessere Beleuchtung positiv auf die Arbeitsleistung auswirkt. Da alle Probanden unabhängig von der Beleuchtung besser arbeiteten, folgerten die Forscher damals, dass alleine das Wissen, beobachtet zu werden, Auswirkungen auf das Verhalten der Beobachteten hatte.

Zwar entsprach das Experiment von damals aus gleich mehreren Gründen nicht den heutigen Standards. Aber spätestens weiterführende Untersuchungen haben eindeutig bewiesen, dass es den Hawthrone-Effekt tatsächlich gibt. So auch eine Untersuchung in den USA, bei der nur die Hälfte der insgesamt 5600 für die Studie zufällig ausgewählten Haushalte vorab und fortan in wöchentlichen Abständen darüber informiert worden seien, dass eine Überprüfung ihres Stromverbrauchs durchgeführt würde.

Am Ende der Untersuchung habe sich eindeutig gezeigt, dass jene Haushalte, die Kenntnis über die Überprüfung hatten, für die genannte Dauer der Untersuchung deutlich weniger Strom als vorher verbraucht hätten, ihr Verbrauch danach aber wieder auf sein ursprüngliches Niveau angestiegen sei. Bei den Probanden, die nicht informiert wurden, habe sich hingegen überhaupt keine Änderung im Stromverbrauch gezeigt.