Mimik im Mutterleib: Ungeborene trainieren ihre Gesichtsmuskeln

Wenn Feten im Mutterleib Grimassen schneiden, so hat dies nichts damit zu tun, wie sie sich fühlen

Von Cornelia Scherpe
18. August 2015

Auf den ersten Ultraschallbildern ist für werdende Eltern noch sehr wenig zu erkennen, doch im zweiten Drittel der Schwangerschaft sieht es ganz anders aus. Der kleine Körper ist auf den Bildern nicht nur gut zu erkennen, sondern das Gesicht überrascht mit einer richtigen Mimik. Sehr deutlich wird dies dank der modernen 4D-Sonografie, bei der ein 3D-Bild des Kindes in Echtzeit auf dem Monitor erscheint.

Mimik im Mutterleib sagt nichts über Gefühle des Fötus aus

Viele Eltern bekommen dabei gemischte Gefühle, wenn sie im Ultraschall sehen, wie ihr Ungeborenes erst lächelt, dann aber ernst oder sogar traurig schaut. Sie fragen sich, ob das Kind unglücklich ist, vielleicht Schmerzen hat und es Grund zur Beunruhigung gibt.

Frauenärzte können die besorgten Eltern schnell aufklären. Die Mimik im Mutterleib sagt noch nichts darüber aus, wie das Kind sich in diesem Moment wirklich fühlt. Als Erwachsene interpretieren die Menschen Lächeln oder Stirnrunzeln natürlich entsprechend ihrer Gewohnheit, doch das Ungeborene weiß von alledem noch nichts.

Baby-Mimik besteht bis zum zweiten Lebensmonat nur aus Reflexen

Die entstehende Mimik bei Feten hat nichts mit Gefühlen, sondern mit einem Muskeltraining zu tun. Es handelt sich um wiederkehrende reflexartige Bewegungen der Gesichtsmuskeln, um diese für das spätere Leben zu trainieren.

Der bisherige Stand der Forschung geht davon aus, dass Kinder ihre Mimik erst ab dem zweiten Lebensmonat bewusst nutzen, um mit den Eltern zu kommunizieren. Jedes Lächeln davor ist bis dahin zwar süß, aber nur ein Reflex.

Die DEGUM, die "Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin" rät daher allen Eltern davon ab, bei einem Arzt eine Art "Babyfernsehen" zu betreiben. Natürlich ist es aufregend, das Ungeborene zu beobachten, aber viele Eltern machen sich dann unbegründete Sorgen.

Die genaue Analyse der Mimik im Mutterleib sollte den Frauenärzten vorbehalten werden. Sie können durch die Betrachtung nämlich Rückschlüsse auf Fehlbildungen und neurologische Entwicklung ziehen.