Nach einem Schlaganfall werden Frauen später versorgt als Männer

Von Cornelia Scherpe
5. August 2013

Ein Schlaganfall kann das Leben eines Menschen auf Dauer verändern. Je nachdem wie lange einzelne Regionen des Hirns mit Sauerstoff unterversorgt sind, kann der Infarkt tödlich enden oder zu schweren Behinderungen führen. In jedem Fall ist es wichtig, dass die betroffene Person so schnell wie möglich ins Krankenhaus gebracht und dort versorgt wird.

Eine Statistik hat nun überraschend gezeigt, dass Männer dabei schneller Hilfe bekommen. Patientinnen dagegen werden später eingeliefert und demnach auch nicht so schnell versorgt. Das kann im Notfall ein Todesurteil sein, wenn beispielsweise eine Lyse das Leben gerettet hätte, doch das entsprechende Zeitfenster dafür schon abgelaufen ist.

Wie groß der Geschlechterunterschied ist, ermittelte eine Studie, indem die Daten von 5.500 Fällen aus den Niederlanden auswertete. Alle Patienten hatten einen Schlaganfall erlitten und der Zeitpunkt zwischen Auftritt und Einlieferung und in die Klinik war notiert worden. Im Durchschnitt wurden weibliche Betroffene ganze 27 Minuten später versorgt. Eine halbe Stunde ist bei einem Schlaganfall ein sehr großes Zeitfenster. Bei 14 Prozent der Männer konnte noch eine Lyse durchgeführt werden. Bei den Frauen erfüllten dagegen nur noch elf Prozent die nötige zeitliche Voraussetzung.

Doch warum werden Frauen später eingeliefert? Hierfür gibt es derzeit nur eine Theorie. Frauen leben länger als Männer und erleiden einen ersten Schlaganfall auch in einem höheren Alter. Das wiederum erhöht die Gefahr, dass sie beim Moment des Schlaganfalls allein zuhause sind, da Kinder bereits ausgezogen und der Partner verstorben ist. Ist dann niemand da, der den Notarzt rufen kann, kommt die Hilfe auch nicht früh genug.

Es ist jedoch auch denkbar, dass sich ein Schlaganfall bei Frauen leicht anders ankündigt als bei Männern und daher der Notarzt erst gerufen wird, wenn bereits mehr Schaden im Gehirn entstanden ist.