Neue Therapie beim Läuferknie: Botox-Injektion mit Langzeiteffekt

Britische Forscher testen zum ersten Mal eine Therapie, die eine Aussicht auf Langzeithilfe offeriert

Von Cornelia Scherpe
2. März 2016

Umgangssprachlich ist vom Läuferknie die Rede, wenn nach beständiger Belastung die Sportler über anhaltende Knieschmerzen klagen. In der Fachsprache nutzt der Arzt die Bezeichnung "Ilio-tibiales Bandsyndrom", kurz ITBS. Das Syndrom tritt bei Dauerbelastung auf und kommt bei Fehlstellungen, wie

  • X-Beinen,
  • O-Beinen,
  • schiefem Fuß etc.,

deutlich früher. Bisher kann den Betroffenen nur durch Schmerzmedikamente und die Verordnung einer Sportpause geholfen werden. Eine Operation ist nicht sinnvoll, da es keine organischen Veränderungen im Knie gibt.

Probleme durch Fehlbelastung

Das Problem liegt vielmehr darin, dass die Muskulatur falsch belastet wird und damit die Statik im Knie nicht mehr in perfekter Balance ist. Das Problem der Standardtherapie ist, dass die Medikamente nur die Symptome bekämpfen und selbst nach einer Ruhephase das Läuferknie nach kurzer Zeit wieder zum Trainingsalltag gehört, da die Fehlbelastung wieder aufgenommen wird. Nun haben britische Forscher zum ersten Mal eine Therapie getestet, die eine Aussicht auf Langzeithilfe mit sich bringt.

Nervengift für den Hüftmuskel

Die Ärzte arbeiteten mit 45 Freiwilligen. Alle waren Sportler und litten am klassischen Läuferknie. Man injizierte ihnen Abobotulinumtoxin A, ein botoxähnliches Nervengift, in die Hüftmuskulatur. Auf diese Weise wurde der "Musculus tensor fasciae latae" ruhiggestellt. Es ist im Sportleralltag genau dieser Muskel, der beim Laufen viel mehr Arbeit leistet als von der Natur vorgesehen.

Nach der Injektion war der Körper nun gezwungen, beim Laufen vermehrt die Gesäßmuskulatur zu benutzen. Unter der Anleitung von Physiotherapeuten lernten die Sportler so ein gesünderes Laufen. Das Ergebnis war, dass auch lange nach der Botox-Vergabe das Läuferknie nicht mehr auftrat. Bei 69 Prozent der Patienten waren die Knie auch nach fünf Jahren noch schmerzfrei und das bei voller Sportbelastung.

Physiotherapie nicht ausreichend

Eine alleinige Physiotherapie hilft in der Regel auf lange Zeit nicht. Die Übungen werden von den Patienten dennoch mit dem Hüftmuskel und nicht mit der Gesäßmuskulatur ausgeführt. Daher tritt das Läuferknie in 80 Prozent später erneut auf.