Neuer Riechtest könnte das Erkennen von Glioblastomen erleichtern

Der Hirntumor wirkt sich negativ auf den Geruchssinn aus

Von Cornelia Scherpe
28. Januar 2020

Die Erkrankung an einem Hirntumor geht mit einer schlechten Prognose der Lebenserwartung einher. Um die Behandlung Betroffener zu verbessern, suchen Forscher weltweit nach Möglichkeiten, den Krebs frühzeitig zu erkennen. Je früher die bösartigen Veränderungen sichtbar werden, desto besser könnte das Überleben gesichert werden. Bisher ist es notwendig, eine Gewebeprobe während einer Operation zu entnehmen. An der Universität Duisburg-Essen haben Forscher jedoch einen Riechtest entwickelt, der das Vorgehen verändern könnte.

Bereits seit einiger Zeit wird durch Beobachtungen im Alltag der Patienten deutlich, dass der Hirntumor sich auf das Riechen auswirkt. Wie deutlich der Geruchssinn Betroffener verändert ist, konnten die Mediziner in einem Experiment zeigen. 73 Glioblastom-Patienten und 49 Freiwillige mit neurologischen Erkrankungen aber ohne Krebs nahmen teil. Man zeigte ihnen typische und intensive Gerüche wie Fisch, Kaffee oder Zimt und Leder. Insgesamt sollten zwölf verschiedene Geruchsproben benannt werden.

Geringere Lebenserwartung bei schlechtem Geruchssinn

In der Kontrollgruppe wurden die Gerüche deutlich besser als bei den Krebspatienten zugeordnet. Zudem zeigte sich, dass die weitere Lebenserwartung umso kürzer ausfiel, je schlechter die Glioblastom-Patienten im Riechtest abschnitten. Das Gesamtüberleben sank von 40,6 Monaten auf nur noch 20,9 Monate. Es halbierte sich also nahezu. Auch das progressionsfreie Überleben, sprich die Zeit ohne eine Verschlechterung der Symptome, verkürzte sich bei einem schlechten Geruchssinn enorm: Es ging von 19 Monaten auf neun Monate zurück.

Weshalb Geruchssinn und Aggressivität der Hirntumoren zusammenwirken, kann die Studie nicht beantworten. Ein Hirn-MRT der Betroffenen überprüfte, ob die genaue Lage der Krebsgeschwüre einen Einfluss hatte. Doch dem war nicht so. Die Mediziner können nur sagen, dass der Geruchssinn als Biomarker genutzt werden kann. Da eine frühe Diagnose und eine auf den Patienten abgestimmte Therapie wesentlich über den Erfolg entscheiden, könnte der neue Test zum wichtigsten Hilfsmittel werden.