Neues Männchen in der Gruppe - Weibliche Primaten erleiden mit Absicht eine Fehlgeburt

Damit der Nachwuchs nicht zum Außenseiter oder gar getötet wird, brechen Mütter die Schwangerschaft ab

Von Cornelia Scherpe
28. Februar 2012

Forscher beschäftigen sich derzeit wieder verstärkt mit dem sogenannten Bruce-Effekt. Sie haben beobachtet, dass bei weiblichen Primaten auffallend oft eine Fehlgeburt erfolgt, wenn ein neues Männchen in die Gruppe kommt.

Doch wieso beendet das die Trächtigkeit? Man nennt dieses Phänomen den Bruce-Effekt, benannt nach seiner Entdeckerin, der Biologin Hilda Bruce. Sobald ein eigentlich schwangeres Weibchen riecht, dass ein dominanter Mann in ihre Gruppe wechselt, löst sie bei sich selbst eine Fehlgeburt aus.

Selbstständige Beendigung der Trächtigkeit

Tierforscher vermuten dahinter einen ganz konkreten Gedanken. Das Weibchen weiß, dass der Neue aufgrund seiner Dominanz zum Chef der Gruppe aufsteigen wird.

Dies wiederum würde bedeuten, dass ihr ungeborenes Kind sehr schnell zum Außenseiter der Gruppe wird oder sogar eine Verbannung beziehungsweise Tötung die Folge ist. Daher beendet das Weibchen lieber selbst die Trächtigkeit.

Beobachtung in freier Wildbahn

Dieses Phänomen an sich ist zwar bekannt, doch nun konnte es zum ersten Mal bei freilebenden Primaten beobachtet werden. Dafür überwachte man in den USA für fünf Jahre mehrere Gruppen.

Kam in einer kein neues Männchen dazu, brachten die schwangeren Affen ihre Kinder ganz normal zur Welt. Stieß jedoch ein dominanter Affe zur Gruppe hinzu, führten 80 Prozent der Weibchen einen Abbruch der Schwangerschaft herbei.