Neues Mittel gegen Reizdarm stößt in der Praxis auf Kritik

Von Cornelia Scherpe
14. August 2013

Seit dem November vergangenen Jahres gibt es auf dem Markt ein neues Medikament. Dieses enthält den Wirkstoff Linaclotid und soll Menschen mit Reizdarm helfen. Auch wenn es in Studien als sicher eingestuft wurde und daher die Zulassung bekam, enttäuscht es nun offenbar in der Praxis.

Neue Betrachtungen und Auswertungen haben gezeigt, dass die zuvor durchgeführten Studien nicht besonders gut waren und dass das Mittel daher eventuell doch keine so gute Wahl ist. Zu diesem Schluss kommt zumindest das Kölner Institut.

Dieses hat sich die durchgeführten Studien des Herstellers angesehen und hat gleich mehrere Kritikpunkte dazu. Zum einen fehlt eine Bewertung des Nutzens im Vergleich zur bisherigen Standardtherapie. Diese sieht bei Reizdarm vor, dass der Patient zunächst seine Ernährung umstellt und erst dann mit der Einnahme von Mitteln beginnt, wenn die Beschwerden denn anhalten. Da in den Studien aber keine entsprechenden Vergleiche durchgeführt worden, kann man überhaupt nicht sagen, ob Linaclotid nun einen zusätzlichen Nutzen bringt, oder ob dem nicht so ist.

Der Hersteller hat in keiner Studie sicher gestellt, dass eine Ernährungsberatung der Probanden mit Reizdarm erfolgt war, und ob und inwiefern eine Umstellung erfolgte. In zwei der drei vorab erfolgten Untersuchungen war sogar das Gegenteil der Fall gewesen: Man hatte die Teilnehmer angewiesen, auf keinen Fall ihre Ernährung umzustellen und nur auf die Wirkung des neuen Medikaments zu vertrauen.

Zwei Studien dauerten zudem gerade einmal drei Monate an, was für die Kritiker ein zu kurzer Zeitraum ist. Langzeitprobleme oder Veränderungen der Wirksamkeit unter Dauereinnahme lassen sich so gar nicht einschätzen.