Nicht bei jeder Bindehautentzündung zu Augentropfen mit Antibiotika greifen

Von Cornelia Scherpe
8. August 2012

Viele Ärzte gehen noch immer viel zu leichtfertig mit Antibiotika um. Kaum leidet ein Patient an einer Bakterieninfektion, werden munter Antibiotika verschrieben. Das hilft zwar kurzfristig oft viel schneller, als wenn man die Erkrankung ohne Chemiekeule durchsteht, aber auf lange Sicht werden so Resistenzen gefördert.

Das gilt nicht nur bei den Mitteln, die in Tablettenform vergeben werden, sondern auch bei Augentropfen mit Antibiotika. Augenärzte verschreiben bei den geschwollenen und roten Augen schnell diese Mittel und der Patient hat alles in wenigen Tagen durchgestanden. Im Schnitt kann der Körper eine moderate Entzündung der Bindehaut am Auge aber in circa fünf Tagen allein besiegen. Daher sollten die Augenärzte mindestens drei Tage abwarten, ob die Symptome nicht besser werden und erst bei schlechtem Verlauf zu den harten Mitteln greifen.

Fakt ist, dass die Erreger durch das Antibiotikum im schlimmsten Fall gestärkt werden und bei der nächsten Infektion mit noch mehr Härte zuschlagen. Erhebungen der "Vereinigung Deutscher Augenärzte", kurz DOG, zeigen, dass immer mehr Bindehautentzündungen gar nicht mehr auf Augentropfen mit Antibiotika reagieren.

Das führen die Mediziner auf die zu schnelle Vergabe der Mittel in der jüngsten Vergangenheit zurück. Die Erreger sind mehr und mehr immun und zeigen sich von Tropfen und Salben völlig unbeeindruckt. Daher raten die Ärzte allen dazu, in Zukunft zunächst dem Immunsystem nur mit sanften Mitteln unter die Arme zu greifen. Die etwas längere Krankenzeit sollte man für die Abnahme von Resistenzen durchaus in Kauf nehmen.