Notfallmedizinische Versorgung von Kindern auf Flugreisen ist lückenhaft
Viele Fluggesellschaften sind schlecht auf Notfälle bei Kindern vorbereitet
Immer wieder kommt es vor, dass während eines Fluges medizinische Ausnahmesituationen auftreten. Ein Passagier benötigt sofortige Hilfe und das Flugzeug befindet sich gerade in der Luft, weshalb kein Krankenhaus in der Nähe ist. Statistisch gesehen kommt eine solche Situation bei einem Flug pro 300 Flügen vor. Bei jedem 2.000 Flug und damit in 16 Prozent dieser Fälle ist ein Kind auf eine medizinische Notfallversorgung angewiesen. Eine aktuelle Studie aus den USA zeigt, dass viele Fluggesellschaften und ihr Personal jedoch nicht auf die jungen Patienten eingestellt sind.
Die Wissenschaftler betrachteten die Daten von 75.587 Vorfällen ab dem Januar 2015 und bis Oktober 2016. Insgesamt flossen 77 Fluggesellschaften von sechs Kontinenten in die Betrachtung ein. In 11.200 Fällen waren die hilfsbedürftigen Passagiere unter 19 Jahre alt und wurden daher als Kinder registriert. In 14 Prozent der Fälle waren Kleinkinder der Notfall.
In den meisten Situationen musste das Kabinenpersonal reagieren. In 88,6 Prozent der Fälle wendeten die Eltern sich direkt an das Personal. Nur bei 8,7 Prozent der Flüge war zufällig ein Arzt und in 2,1 Prozent medizinische Pflegekräfte mit an Bord und boten sich als Helfer an. Auffällig war zudem, dass sich die Notfälle mit großer Mehrheit (76,1 Prozent) während eines Langstreckenfluges ereigneten.
Erste-Hilfe-Sets an Board meist nur auf Erwachsene zugeschnitten
Als problematisch stellte sich heraus, dass viele Erste-Hilfe-Sets nicht auf die Bedürfnisse von Kindern zugeschnitten sind. Da der Organismus eines Kindes keinesfalls als "kleiner Erwachsener" gesehen werden darf, gibt es in der pädiatrischen Versorgung teils andere Medikamente und Hilfsmittel. Darauf sind viele Fluggesellschaften nicht richtig vorbereitet und auch dem Bordpersonal fehlt es an entsprechendem Hintergrundwissen. Wichtig, so die Forscher, seien mindestens Infoblätter am Bord, um die Dosierung von Medikamenten auf das Gewicht der Kinderkörper umzurechnen. Auch Eltern sind gefragt: Sie sollten bei bekannten Krankheiten immer die nötigen Mittel im Handgepäck haben.
Die meisten Notfälle verlaufen glimpflich
Die meisten Notfälle der jungen Patienten konnten noch während des Fluges behandelt werden. In 83 Prozent der Fälle genügte die Versorgung an Bord. Am häufigsten kam es zu Übelkeit und/oder Erbrechen (33,9 Prozent) und zu Fieber mit oder ohne Schüttelfrost (22,2 Prozent).
Allerdings mussten auch 16,5 Prozent der Kinder nach der geplanten Landung eingehender behandelt werden, etwa wegen einer allergischen Reaktion. Bei 0,5 Prozent der betreffenden Flüge war der medizinische Notfall derart akut, dass die Maschine umgeleitet werden musste.