Obdachlos und alkoholabhängig: Die Sucht beginnt meist im Kindesalter

Von Cornelia Scherpe
2. Juli 2014

Viele Menschen, die auf der Straße leben, haben mit verschiedenen Suchtkrankheiten zu kämpfen. Oft sind die Betroffenen dem Alkohol verfallen und trinken täglich von Bier bis Schnaps alles, was sie sich kaufen oder anders beschaffen können.

Die Alkoholabhängigkeit ist bei Obdachlosen nicht zuletzt durch die Perspektivlosigkeit begründet, denn sie fliehen durch den Alkohol zumindest geistig aus ihrer Situation. Es gibt jedoch auch Obdachlose, die gar nicht oder nur in Maßen trinken. Bei ihnen ist von Alkoholabhängigkeit keine Spur.

Prägungen aus der Kindheit

Ob ein Obdachloser dem Alkohol erliegt oder nicht, ist einer aktuellen Studie zufolge nicht selten in der Kindheit begründet. Zunächst untersuchten die Forscher, wie viele Obdachlose sich wirklich in der Alkoholabhängigkeit befinden. Laut ihrer Recherche ist das jeder Dritte.

Die Forscher führten anschließend mit 20 Freiwilligen ein Interview durch. Es handelte sich um Obdachlose, die offen über ihre Alkoholsucht sprechen wollten und bereits mehrfach im Krankenhaus versorgt werden mussten. Innerhalb der letzten zwei Jahre war jeder der Obdachlosen mindestens vier Mal in einer Klinik.

Alkoholexzesse in frühen Jahren

Im Interview stellte sich heraus, dass tatsächlich jeder der 20 Erwachsenen bereits in der Kindheit mit Alkohol in Kontakt gekommen war. Dabei ging es auch nicht um ein kleines Gläschen unter Aufsicht, sondern um bereits ausufernde Alkoholexzesse. Spätestens im jungen Erwachsenenalter hatte sich dann die Alkoholabhängigkeit bei ihnen manifestiert.

Den frühsten Kontakt zu intensivem Alkoholkonsum hatte eine Obdachlose ihrer Angabe nach bereits mit acht Jahren. Bei 13 der 20 Befragten waren außerdem schon die Eltern von der Alkoholabhängigkeit betroffen gewesen. Ebenfalls 13 Obdachlose gaben an, dass sie als Kinder von den Eltern hatten Gewalt erfahren müssen.

Die große Mehrheit war auch vor dem 18. Lebensjahr von zu Hause ausgezogen. Dies ebnete dann endgültig den Weg in die Alkoholabhängigkeit.