Organspende: Auch die Lunge eines Ertrunkenen kann genutzt werden

Von Cornelia Scherpe
6. Oktober 2014

Viele Menschen in Notsituationen benötigen dringend ein Spenderorgan. Leider sind die Wartelisten lang, denn es gibt immer mehr Bedürftige als Transplantate. Es ist daher nicht nur wichtig, dass möglichst viele Menschen Organspender sind, sondern auch, dass die Medizin eingehend nach passenden Organen sucht.

So ist beispielsweise die Lunge eines ertrunkenen Menschen nicht zwangsläufig unbrauchbar. Bisher ging man davon aus, dass eine solche Lunge durch eingetretenes Wasser und die Zellschäden beim Ersticken nicht mehr transplantiert werden kann. Doch eine aktuelle Studie aus den USA zeigt, dass es nach eingehender Prüfung auf Schäden doch möglich ist. Das erweitert den Kreis an vorhandenen Lungen zur Transplantation erheblich.

Die Erkenntnis stammt aus der Auswertung eines Registers zur Organspende. Die Forscher werteten alle Daten der Jahre 1987 bis 2010 bezüglich einer Lungentransplantation aus. Man schaute auf der einen Seite, woran die Spender einer Lunge verstorben waren und auf der anderen Seite, wie lange der Empfänger des Organs weiterlebte.

Auswertung bisheriger Transplantationen vielversprechend

Dabei stellte sich heraus, dass von den 18.250 Transplantationen insgesamt 309 Spenden von einem Menschen stammten, der entweder erstickt oder ertrunken war. Diese geringe Zahl zeigt, wie kritisch derzeit noch mit Spenderlungen umgegangen wird, die auf einen Erstickungs- oder Ertrinkungstod zurückgehen.

Es zeigte sich in der Studie jedoch deutlich, dass die Empfänger dieser Lungen mindestens genauso lange damit überlebten, wie die restlichen Patienten. Es wurde sogar im Schnitt eine niedrigere Risikorate sichtbar.

Die Gefahr, aufgrund des Spenderorgans zu versterben, lag bei den Lungen Erstickter oder Ertrunkener nur bei 5,8 Prozent. In der Kontrollgruppe kam man dagegen auf 9,5 Prozent.

Würde man künftig die bisher meist ausgeschlossenen Spenderlungen von Erstickungs- oder Ertrinkungstoden eingehend untersuchen und brauchbare Lungen doch transplantieren, so könnten allein in den USA jedes Jahr bis zu 1.200 zusätzliche Organe zur Verfügung stehen und Leben retten.