Pharmafirmen stellen die Forschung für neue Antibiotika ein - die Suche bringt zu wenig Geld

Von Cornelia Scherpe
1. Oktober 2012

Jeden Tag werden von vielen Ärzten Antibiotika verschrieben. In mehr als der Hälfte aller Fälle handelt es sich um Fehlrezepte und dies - gemeinsam mit Patienten, die leichtsinnig die Einnahme vorzeitig abbrechen - führt immer mehr zu Resistenzen. Die Bakterien werden immun und reagieren auf viele handelsübliche Antibiotika schon nicht mehr. Diese Tatsache ist besonders bedenklich, da es aktuell immer weniger neue Mittel auf dem Markt gibt.

Viele Pharmakonzerne haben die Forschung nach neuen Antibiotika heruntergefahren oder sogar eingestellt. Der Grund: die Arbeit bringt nicht mehr genug Profit. Während in den 1980ern noch jedes Jahr eine Handvoll neue Mittel auf den Markt kamen, gibt es seit 2000 kaum noch eine neue Zulassung. Die Zulassungsverfahren sind den Unternehmen einfach zu langwierig.

Außerdem sind sie sich der Tatsache bewusst, dass auch neue Antibiotika nur über einen recht überschaubaren Zeitraum hin eingenommen werden. Das bringt ihnen zu wenige Einnahmen und daher stellen sie lieber Medikamente her, die sich gegen chronische Krankheiten wie Herzleiden richten. Dies bringt hohe Einnahmen auch auf lange Sicht.

Für die Mediziner ist dieses Vorgehen verantwortungslos, denn es wird die Not der Patienten in naher Zukunft noch verstärken. Bereits jetzt schaut man sich verzweifelt nach Alternativen um. Allerdings sind die Optionen bisher sehr rar gesät.

Einige Mediziner sprechen sich daher bereits für eine künstliche Erhöhung der Antibiotika-Preise aus, damit die Mittel weniger häufig verschrieben werden und auch die Pharmakonzerne wieder mehr Interesse an neuen Produktionen haben.