Phobien kontrollieren lernen: Konfrontationstherapie auf der Ebene des Unterbewusstseins

Arachnophobie - bei der unbewussten Wahrnehmung greifen auch Hirnareale zur Angstregulierung

Von Cornelia Scherpe
16. Februar 2017

Eine Phobie ist für Betroffene kein Spaß, auch wenn Außenstehende sich gern mit Sätzen wie "Hab Dich nicht so." oder "Ist doch nur eine Spinne!" über die Ängste lustig machen. Fakt ist, dass Angststörungen je nach Ausmaß die Lebensqualität deutlich mindern können. Wer beispielsweise unter starker Arachnophobie leidet, kann kaum in Kellerräume gehen, da Spinnentiere überall sitzen könnten.

Die derzeit beste Methode zur Behandlung ist die so genannte Konfrontationstherapie. Schrittweise werden die Patienten mit ihrer Angst vertraut gemacht, indem sie zunächst Bilder ihrer Angstauslöser sehen, später Videos und im Idealfall am Ende in direkten Kontakt treten.

Psychologen wissen jedoch, dass viele Phobiker erst gar nicht zur Konfrontationstherapie gehen. Die Hemmschwelle der Angst ist zu groß. Eine mögliche Alternative der Behandlung wurde nun in einer Studie getestet: Konfrontationstherapie für das Unterbewusstsein.

Merkmale und Vorteile der unterbewussten Therapieform

21 Patientinnen mit Arachnophobie und 21 Frauen ohne Angst vor Spinnen wurden vor einen Monitor gesetzt und ihre Hirnaktivität mittels Magnetresonanztomographie erfasst. Man zeigte ihnen zum einen Bilder von Blumen und zum anderen Fotos echter Spinnen.

In manchen Testläufen waren die Tiere gut erkennbar, in anderen wurden sie nur so kurz eingeblendet, dass die Frauen sie nicht bewusst wahrnehmen konnten. Man nennt dies eine Rückwärtsmaskierung. Ein verstörendes Bild zeigt sich kurz zwischen sei harmlosen Bildern und nur das Unterbewusstsein registriert die kurz aufblitzenden Fotos.

Im MRT zeigte sich eine interessante Reaktion: Egal, ob die Phobikerinnen die Spinnen bewusst oder unbewusst sahen - im Gehirn aktivierten sich die Hirnbereiche, die für Angst zuständig sind. Beim bewussten Sehen der Bilder brach die Angst auch durch, bei der unbewussten Wahrnehmung aktivierte sich gleichzeitig auch Hirnareale, die Angst regulieren.

Für die Therapie sei es daher denkbar, dass durch die Rückwärtsmaskierung eine neue Art der Konfrontationstherapie möglich ist. Das Unterbewusstsein beschäftigt sich konstruktiv mit dem Angstobjekt und gleichzeitig lernt das Gehirn, nicht in Panik zu verfallen. Ob das tatsächlich für den Alltag funktioniert, sollen weitere Studie klären.