Plötzlicher Kindstod könnte mit dem Serotonin-Wert zusammenhängen

Störung im Hormonhaushalt - erhöhte Serotoninwerte könnten bei Säuglingen zu Atemaussetzern führen

Von Cornelia Scherpe
26. Juli 2017

Für junge Eltern sind es die vier schlimmsten Buchstaben: SIDS. Das Kürzel steht für "sudden infant death syndrome", zu deutsch der plötzliche Kindstod. Bei diesem Syndrom verstirbt ein Säugling während des Schlafens, ohne dass sich eine Gewalteinwirkung von außen oder innere Verletzungen erkennen lassen.

Schon seit Jahrzehnten forscht die Medizin nach den genauen Ursachen und konnte bislang nur Risikofaktoren wie die Bauchlage beim Schlafen oder das Rauchen durch Bezugspersonen benennen. Was im Körper des Kindes aber wirklich geschieht, ist unklar. Nun hat eine Studie herausgefunden, dass offenbar der Serotoninhaushalt eine Rolle spielen könnte.

Erhöhte Serotoninwerte - Entstehungsort allerdings unklar

In den USA untersuchten Ärzte die verfügbaren Daten von 61 Säuglingen, die am plötzlichen Kindstod verstorben waren. Bei 19 Kindern ließ sich eine auffällig hohe Menge von Serotonin im Blut feststellen. Im Vergleich zu Säuglingen, die an bekannten Ursachen verstarben, war der Wert um das Zweifache erhöht. Doch was könnte das bedeuten?

Serotonin ist ein lebenswichtiger Botenstoff. Das Hormon kommt unter anderem im Zentralen Nervensystem vor und spielt eine Rolle für die Regulierung des Blutdrucks und der Gleichmäßigkeit der Atmung. Kommt es zu Störungen, würde das plötzliche Atemaussetzer der Säuglinge erklären.

Die Studie konnte allerdings nicht feststellen, ob das Serotonin wirklich im Atemzentrum des Gehirns entstanden war. Der Nachweis ging nur noch über die Blutkonzentration. Auch die Ursache für die plötzliche Hormonausschüttung bleibt noch im Dunkeln.

Die Erkenntnis dürfte dennoch ein guter Schritt in die richtige Richtung sein. Es wäre denkbar, einen Bluttest zu entwickeln, der nach der Serotoninmenge im Blut sucht und damit eine Früherkennung durchzuführen. Neugeborenen könnte nach der Geburt etwas Blut entnommen werden, um den SIDS-Frühtest durchzuführen. Ob das praxistauglich ist, müssten aber zunächst Studien klären.