Polypille soll häufige Wirkstoffe vereinen - neuer Therapieansatz in der Diskussion
Viele Menschen müssen spätestens im Seniorenalter gleich mehrere Medikamente am Tag zu sich nehmen. Da gibt es Wirkstoffe, die den Blutdruck senken sollen, Statine für das Cholesterin und Plättchenhemmer für guten Blutfluss. Dies kostet nicht nur viel Geld, sondern fordert von den Patienten auch einiges an Aufmerksamkeit, damit man die Einnahmen nicht vergisst. Mit einem neuen Therapieansatz könnte das alles vereinfacht werden.
Aktuell ist eine sogenannte "Polypille" in der Diskussion. Diese soll gleich vier der sehr häufig verschriebenen Medikamentenwirkstoffe in sich vereinen: Statine, Plättchenhemmer und zwei Stoffe zur Blutdrucksenkung. Wie sinnvoll dieser Ansatz ist, wird zur Zeit heiß diskutiert.
Die Vorteile liegen zwar auf der Hand, doch es gibt auch Probleme. Durch eine Polypille entfernt man sich wieder einen Schritt von der individualisierten Medizin. Patienten werden wieder in einen Topf geworfen und mit starren Standardmitteln versorgt. Ob jemand vielleicht besser auf einen anderen Blutdrucksenker oder andere Statine reagiert, wird dann nicht mehr beachtet. Außerdem wird eventuell übersehen, dass jeder Patient andere Risikofaktoren mitbringt. Das Verschreiben des festgelegten Medikamentencocktails könnte dann gefährlich werden.
Eine erste Studie zur Polypille gibt es bereits. 1.002 Patienten hatten das Präparat bekommen, während andere 1.002 Probanden die Mittel einzeln verabreicht bekamen. Die Einnahme fiel den Teilnehmern mit einer Pille wie erwartet deutlich leichter. Hier achteten 86 Prozent auf das regelmäßige Tablettenschlucken, in der Kontrollgruppe dagegen nur 65 Prozent. Die Behandlungsergebnisse wurden damit insgesamt besser. Blutdruck und Cholesterin waren in der Polypillen-Gruppe am Ende der Studie besser.