Psychische Erkrankungen - der Aussatz unserer heutigen Gesellschaft

Von Ingrid Neufeld
12. Oktober 2012

Früher war Aussatz die gefürchtete Krankheit, die Menschen geächtet und aus der Gesellschaft ausgeschlossen hat. Heute sind es Depressionen. Inzwischen sind es auf der ganzen Welt schon 350 Millionen Menschen, die an dieser Krankheit leiden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wies darauf hin, dass es keinen Unterschied macht, ob die Länder arm, oder reich sind. Definiert wird Depression als "anhaltendes Gefühl der Traurigkeit für zwei Wochen oder länger". Eine normale Teilnahme am Leben ist dabei nicht mehr möglich.

Obwohl es diese Krankheit schon jahrhundertelang gibt, tut keiner was dagegen. Das jedenfalls erklärte der Leiter des WHO-Referats für psychische Gesundheit, Shekhar Saxena. Den Grund dafür sieht er in der Scham, die dazu führt, dass viele erst gar keinen Arzt aufsuchen. Saxena forderte die Ärzte auf, mit den Patienten im Gespräch zu bleiben und Anzeichen für Depressionen ernst zu nehmen, egal ob die Patienten erwachsen oder noch Kinder sind.

Frauen neigen häufiger zu Depressionen als Männer, da immerhin zwanzig Prozent der Mütter nach der Geburt ihrer Kinder von einer Wochenbett-Depression betroffen sind. Natürlich gibt es auch handfeste andere Auslöser, wie die finanzielle Situation, der Verlust des Arbeitsplatzes, Ehescheidung, Tod eines nahen Angehörigen und schwere Erkrankung. Die Folge einer Depression kann der Suizid sein. Jedes Jahr sehen etwa eine Million Menschen keinen anderen Ausweg als den Selbstmord. Die Hälfte davon ist depressiv.