Krankenkassen: Immer mehr junge Arbeitnehmer psychisch krank

Unter- und Überforderung: Gründe für den Anstieg psychischer Krankheiten bei jungen Arbeitnehmern

Von Frank Hertel
17. Februar 2011

Die Zahl der psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz nimmt zu. Laut DAK-Gesundheitsreport gab es 2010 13,5 Prozent mehr Krankschreibungen wegen einer psychischen Krankheit als 2009. Das ist ein neuer Rekord.

Die Risikogruppe: 15-29-Jährige

Mittlerweile machen Krankschreibungen aufgrund von psychischen Problemen ein Achtel des gesamten Krankenstandes aus. Der ist insgesamt mit 3,4 Prozent in den letzten Jahren gleich geblieben, aber der Anteil der seelischen Erkrankungen steigt.

Besonders junge Arbeitnehmer zwischen 15 und 29 Jahren haben psychische Probleme. Jeder zehnte aus dieser Altersgruppe klagt über Schmerzen und körperliche Probleme, ohne, dass es dafür eine organische Ursache gäbe. Auch Depressionen sind unter den jungen Leuten weit verbreitet. Sechs Prozent der Jüngeren haben ernsthafte Anpassungsprobleme am Arbeitsplatz.

Die Gesundheitsexpertin Gudrun Ahlers von der Techniker Krankenkasse (TK) berichtet über eine TK-Studie, die festgestellt hat, dass Arbeitnehmer der Altersgruppe zwischen 15 und 25 Jahren doppelt so häufig krank sind wie die ältere Vergleichsgruppe. Die Jungen fehlen durchschnittlich zwei Tage pro Jahr, die Älteren nur einen Tag.

Überforderung

Als Ursache für die Häufung der psychischen Probleme nennt Ahlers die höheren Anforderungen heutiger Arbeitsstellen. Auch die geforderte Flexibilität und die Unsicherheit der Arbeitsverträge überfordere heute viele Menschen.

Unterforderung

Herbert Rebscher ist der Chef der DAK. Er weist darauf hin, dass auch Unterforderung psychische Krankheiten verursachen könne. Er beruft sich dabei auf eine Umfrage seiner Krankenkasse, die ergeben hat, dass 60 Prozent der jungen Arbeitnehmer der Ansicht sind, dass sie eigentlich mehr leisten könnten, als es ihr Arbeitgeber verlangt.

Der Duisburger Gesundheitsforscher Jürgen Wasem hat im Auftrag der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung herausgefunden, dass psychisch Erkrankte in Deutschland im Schnitt 2,5 Monate auf einen Psychotherapieplatz warten müssen, was die Problematik nicht gerade vereinfacht.