Raus aus dem Kinderwagen - ab wann kann der Buggy zu Hause bleiben?

Die Entwöhnung vom Getragenwerden und dem Buggy ist ein allmählicher Prozess

Von Dörte Rösler
5. Juni 2015

Kinder wollen sich bewegen. Bis sie sicher gehen können, ist das zumindest unterwegs schwierig. Um von A nach B zu kommen, sind die Kleinen als Passagiere im Buggy am besten aufgehoben. Im zweiten Lebensjahr steigen sie jedoch immer öfter aus der Karre, um die Welt auf eigenen Füßen zu erkunden. Ab wann geht es ganz ohne Kinderwagen?

Der Weg ist das Ziel

Im ersten Lebensjahr ist es selbstverständlich, dass Eltern ihre Kinder tragen oder im Wagen schieben. Auch Laufanfänger ermüden noch zu schnell, um allein weitere Strecken zurückzulegen. Zwar können sie auf dem Spielplatz schon flink von der Rutsche zum Sandkasten rennen, der Weg zur Kita oder zum Supermarkt ist aber noch zu lang. Gerade auf alltäglichen Touren zeigt sich der Nachwuchs außerdem gern lauffaul und lässt sich wie ein Baby im Wagen chauffieren - zielgerichtete Märsche entsprechen einfach nicht dem kindlichen Bewegungsdrang.

Für Kinder ist der Weg das Ziel: sie entdecken an jeder Ecke etwas Interessantes zum Bestaunen, und warten, bis jeder Käfer gemächlich den Gehweg überquert hat. Wer zu einem festen Termin ankommen will, packt seinen Sprössling deshalb lieber in den Buggy. Oder er plant ein, bei der Ankunft lahme Arme zu haben, weil er das Kind tragen musste.

Schrittweise probieren

Die Entwöhnung vom Buggy ist ein allmählicher Prozess. Am Anfang kann der Wagen sogar als Laufhilfe für den Nachwuchs dienen. Die Kleinen reagieren stolz, wenn sie ihren Wagen selbst ein Stückchen schieben dürfen. Für die ersten Touren ohne Karre wählt man dann am besten eine entspannten Rahmen: ohne Zeitdruck und mit motivierendem Ziel.

Der Weg zum Bäcker oder zur Eisdiele eignet sich gut, ebenso wie der Heimweg von der Kita, bei dem Eltern und Kind gemütlich durch ihren Stadtteil schlendern können. Wer den 600 Meter entfernten Kinderarzt ansteuern will, sollte mit Laufverweigerung rechnen, erst recht, wenn die Zeit drängt.

Lernaufgabe für Eltern und Kind

Im dritten Lebensjahr können die meisten Kinder schon gut laufen. Wenn sie keine Lust haben, lassen sie sich aber auch gern bequem umherfahren. Und auch Eltern haben ganz egoistische Interessen, wenn sie ihren Vierjährigen in den Buggy setzen: sie kommen schneller voran und müssen sich keine Sorgen machen, dass der Nachwuchs sich beim Hinfallen die Knie aufschürft oder sämtlichen Unrat auf dem Gehweg in die Finger nimmt.

Beim Projekt "Raus der Karre" geht es also darum, das Kind schrittweise in die Selbstständigkeit zu entlassen. Einen festen Zeitplan gibt es dafür nicht, jedes Kind ist anders. Wenn Eltern in der Übergangsphase auch mal an ihre eigene Wünsche denken, ist das okay. Statt das müde Kind zu Fuß zum Kindergarten zu zerren, setzt man es besser in den Buggy. Ausnahmsweise.

Spätestens im vierten Lebensjahr sollten sich Eltern aber fragen, welche egoistischen Motive sie selbst haben, wenn der Nachwuchs die Welt nur als Passagier erleben darf. Nur wenn Kinder selber laufen, bringt es sie weiter.